Kardinal Reinhard Marx hat angekündigt, „selbstverständlich“ die bei der Vollversammlung des Reformprojekts Synodaler Weg gefassten Beschlüsse im Erzbistum München und Freising umsetzen zu wollen.
München – Kardinal Reinhard Marx hat angekündigt, „selbstverständlich“ die bei der Vollversammlung des Reformprojekts Synodaler Weg gefassten Beschlüsse im Erzbistum München und Freising umsetzen zu wollen. Dazu habe er seinem Generalvikar Christoph Klingan den Auftrag gegeben, eine Arbeitsgruppe zusammenzustellen, sagte Marx dem katholischen Internetportal „mk-online“. Diese solle klären, wie einzelne Beschlüsse konkret umgesetzt werden könnten. Denn eine Umsetzung könne nicht eins zu eins geschehen, auch hierbei gelte es die Synodalität zu wahren. So sollen Gremien wie der Priesterrat oder der Diözesanrat in den Prozess eingebunden werden.
Bei all den „Turbulenzen und Krisen“ lasse sich der Weg in die Zukunft der Kirche nur gemeinsam mit Gläubigen und Bischöfen als „Volk Gottes“ gehen, erklärte der Kardinal. Im Gespräch mit „mk-online“ bekräftigte er zugleich: „Wir lassen uns nicht voneinander trennen.“ Ihm sei bewusst, dass dies anstrengend und schwierig werde.
Mit der Entscheidung, ein neues bundesweites Beratungs- und Leitungsorgan für die Kirche vorzubereiten, sei daher ein wichtiges Signal gesetzt, sagte Marx. Für die Schaffung des sogenannten Synodalen Ausschusses stimmten am Samstag bei der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt 92,8 Prozent. Auch die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit der Bischöfe wurde erzielt.
Der Kardinal wies zudem auf die Annahme des Reformtextes zu „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ hin: „Das ist das erste Mal, glaub ich, dass eine Ortskirche mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischofskonferenz ein deutliches Votum macht, diese Frage nicht zu schließen.“ Der Kirchenmann lobte in dem Text die darin enthaltene theologische Begründung und die guten Argumente.
Papst Johannes Paul II. hatte 1994 erklärt, dass die katholische Kirche „keinerlei Vollmacht“ habe, Frauen die Priesterweihe zu spenden. Diese Entscheidung sei endgültig, und man müsse auch nicht weiter darüber diskutieren. Doch es gibt immer mehr Stimmen aus Theologie und Kirche, die – auch angesichts theologischer Weiterentwicklungen – eine neue Debatte über diese Frage fordern.
Die Voten des Synodalen Wegs im Überblick
Frankfurt (KNA) Bei der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt (8. – 10. September) haben die Teilnehmenden weitere Beschlüsse zu Reformen in der katholischen Kirche gefasst. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) fasst nachfolgend wesentliche Inhalte und Abstimmungsergebnisse zusammen:
– Insgesamt berieten die gut 200 Delegierten der vierten Synodalversammlung von Donnerstag bis Samstag über 8 Papiere, ursprünglich waren 14 vorgesehen. Vier Texte wurden in Zweiter Lesung verabschiedet; einer scheiterte an einer Sperrminorität von Bischöfen. Drei Texte standen in Erster Lesung zur Debatte und sind deswegen noch nicht beschlossen, auch wenn die jeweiligen Abstimmungsergebnisse Rückschlüsse auf die grundsätzliche Akzeptanz der jeweiligen Anliegen erlauben.
– Verabschiedet in Zweiter Lesung wurden das Grundsatzpapier zur Rolle der Frauen in der Kirche, der Handlungstext zur Neubewertung von Homosexualität, der Handlungstext zur Grundordnung des kirchlichen Dienstes und der Handlungstext, der die Weichen für die Einrichtung eines neuen bundesweiten Beratungs- und Leitungsorgans stellt. Dafür war in allen Fällen jeweils eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Delegierten und eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Bischöfe erforderlich.
Der Grundtext des Forums „Frauen“ erreichte eine Zustimmung von 91,92 Prozent bei allen Delegierten und von 81,82 Prozent bei den Bischöfen. Beim Handlungstext zur Neubewertung von Homosexualität lag die Zustimmung bei 92,39 beziehungsweise 83,33 Prozent. Beim Handlungstext zur Grundordnung des kirchlichen Dienstes waren es 95,63 beziehungsweise 93,33 Prozent. Für den Handlungstext zur Einrichtung eines Synodalen Ausschusses votierten 92,78 Prozent der Delegierten und 87,76 Prozent der Bischöfe.
– In Zweiter Lesung abgelehnt wurde das Grundsatzpapier für eine Liberalisierung der katholischen Sexuallehre. Der Text scheiterte an der Sperrminorität der Bischöfe. Während mit 82,8 Prozent die erforderliche Zweidrittelmehrheit aller anwesenden Synodalen deutlich erreicht wurde, erhielt das Papier bei den Bischöfen keine Zweidrittelmehrheit. Von ihnen stimmten 33 (61 Prozent) für den Text, 21 dagegen, drei enthielten sich.
– Das Forum zu priesterlichem Leben stellte einen Handlungstext mit dem Titel „Enttabuisierung und Normalisierung – Voten zur Situation nicht-heterosexueller Priester“ zur Abstimmung in Erster Lesung: Dafür sprachen sich 90,56 Prozent der Teilnehmenden aus.
– Das Forum zu Sexualität brachte einen Handlungstext zum „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“ in Erster Lesung ein. Dafür sprachen sich 94,51 Prozent der Teilnehmenden aus.
– Aus dem Forum zur Rolle der Frauen kam noch in Erster Lesung der Handlungstext „Verkündigung des Evangeliums durch Frauen in Wort und Sakrament“ zur Abstimmung. Hinter das Papier stellten sich 91,37 Prozent der Synodalen.
– Einen Handlungstext, der die Schaffung von Synodalen Räten auf Bistumsebene vorschlägt, zog das zuständige Forum „Macht“ vorerst zurück. Er wurde damit noch nicht in Zweiter Lesung beraten.