Papst Franziskus: Kirche muss Zeichen der Zeit erkennen

Papst Franziskus hat sich mit Nachdruck gegen eine rückwärtsgewandte Kirche ausgesprochen und die Katholiken in Zentralasien ermuntert, für die Zeichen der Zeit offen zu sein. Die Kirche solle sich nicht „in ihrem Gehäuse verschließen“.
Papst Franziskus macht offenbar Fortschritte bei der Behandlung seiner anhaltenden Knieprobleme. Er kann wieder laufen.

Papst Franziskus (Foto: © Palinchak| Dreamstime.com)

Papst Franziskus hat sich mit Nachdruck gegen eine rückwärtsgewandte Kirche ausgesprochen und die Katholiken in Zentralasien ermuntert, für die Zeichen der Zeit offen zu sein. Die Kirche solle sich nicht „in ihrem Gehäuse verschließen“, sondern eine Gemeinschaft sein, die „offen ist für Gottes Zukunft, die vom Feuer des Geistes entzündet ist“. Der Papst äußerte sich am Donnerstag in einer Ansprache an katholische Bischöfe, Priester und Laien in Kasachstan in der Kathedrale der Hauptstadt.

Franziskus wendet sich an konservative Kritiker

An die Adresse der kasachischen Seelsorger, unter denen manche aus der Tradition des polnischen Katholizismus kommen und von denen einige innerkirchlich zu den konservativen Kritikern des Papstes zählen, formulierte er: „Der Glaube ist keine schöne Ausstellung von Dingen aus der Vergangenheit, sondern ein immer gegenwärtiges Ereignis, die Begegnung mit Christus, die hier und jetzt im Leben stattfindet! Deshalb kommuniziert man nicht bloß durch das Wiederholen der immergleichen Dinge, sondern durch das Weitergeben der Neuheit des Evangeliums. So bleibt der Glaube lebendig und hat Zukunft.“

Franziskus ermahnte die Geistlichen, auch die Laien aktiv ins Leben der Kirche einzubeziehen und nicht in Klerikalismus zu verfallen. Wörtlich sagte der Papst: „Nicht nur Bischöfe, Priester und Ordensleute, sondern jeder Getaufte ist in das Leben Christi eingetaucht worden und dazu berufen, das Erbe zu empfangen und die Verheißung des Evangeliums anzunehmen. Deshalb muss den Laien Raum gegeben werden: Das wird euch guttun, damit die Gemeinden nicht erstarren und sich nicht klerikalisieren.“

Papst fordert synodale Kirche

Er forderte die Katholiken in Kasachstan auf, eine „synodale Kirche“ zu werden. Dies sei „eine Kirche der Teilhabe und der Mitverantwortung“. Die Kirche der Zukunft beschrieb er als „eine Kirche, die fähig ist, hinauszugehen und auf die Welt zuzugehen, weil sie in Gemeinschaftlichkeit geübt ist“.

„Offenheit, Freude und Miteinanderteilen“ müssten wie in der Urkirche auch die Zeichen der Kirche der Zukunft sein. „Lasst uns eine Kirche erträumen und mit Gottes Gnade aufbauen, die mehr von der Freude des Auferstandenen erfüllt ist, die Ängste und Klagen zurückweist, die sich nicht von Dogmatismus und Moralismus verhärten lässt“, so der Papst weiter.

Priester sollen „nicht Verwalter des Heiligen oder Gendarmen zu sein“

Die Bischöfe und Priester forderte er auf, „nicht Verwalter des Heiligen oder Gendarmen zu sein, die sich um die Durchsetzung religiöser Normen sorgen, sondern Hirten, die den Menschen nahe sind, lebendige Abbilder des barmherzigen Herzens Christi“. Die meisten in der Kathedrale von Nur-Sultan versammelten Kleriker, Ordensleute und Laien reagierten auf die Rede des Papstes mit starkem Beifall.

kna