Der Leiter des Katholischen Büros NRW, Antonius Hamers, hat die Abnahme des Kreuzes im Friedenssaal von Münster für das Treffen der G7-Außenminister als „geschichts-, kultur- und traditionsvergessen“ kritisiert.
Köln/Münster – Der Leiter des Katholischen Büros NRW, Antonius Hamers, hat die Abnahme des Kreuzes im Friedenssaal von Münster für das Treffen der G7-Außenminister als „geschichts-, kultur- und traditionsvergessen“ kritisiert. „Dieser Saal ist der Ort, wo vor 374 Jahren ein Religionsfriede ausgehandelt worden ist. Und wenn dort ausgerechnet das religiöse Symbol entfernt wird, dann zeigt man, dass man offensichtlich nicht verstanden hat, wofür dieser Saal, wofür dieser westfälische Friede steht“, sagte Hamers dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de (Samstag). Es handele sich um einen „Affront“ für viele Menschen.
Außenamt bat um Entfernung
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte am Freitag die Entscheidung bedauert, dass für das Treffen im Friedenssaal ein zum Inventar gehörendes Kreuz entfernt wurde. Dies sei ausschließlich eine organisatorische, keine politische Maßnahme gewesen. Sie selbst habe davon erst am Morgen erfahren. Auch wenn der Historische Friedenssaal im Rathaus als Konferenzraum umgebaut werden musste, so hätte das Kreuz dorthin gehört. Das Entfernen des historischen Ratskreuzes hatte Kritik hervorgerufen, unter anderem auch vom Bistum Münster.
Ein Sprecher des Außenministeriums hatte die Maßnahme protokollarisch begründet. Explizit betonte er, dass Baerbock nicht mit dem Vorgang befasst gewesen sei. Nach Angaben der Stadt Münster bat das Außenamt um Entfernung des aus dem Jahr 1540 stammenden Kreuzes, da Menschen mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen am Treffen teilnähmen.
Hamers: Baerbock hat „letztlich die politische Verantwortung“
Baerbock habe gleichwohl „letztlich die politische Verantwortung dafür, was Menschen in ihrem Haus veranlassen“, betonte Hamers. Über das katholische Büro in Berlin habe man sich nun an das Außenamt gewandt. „Und ich denke, wenn da eine entsprechende Erklärung kommt, muss man selbstverständlich auch wieder darüber sprechen und das nicht nur mit Kritik überhäufen.“ Es sei jedenfalls ein „falsches Verständnis von Neutralität, wenn man sagt: wir entfernen sämtliche religiöse Symbole aus der Öffentlichkeit“.
Aus Sicht des katholischen Theologen Thomas Söding offenbaren sich Defizite in der religions- und kulturpolitischen Kompetenz des Auswärtigen Amtes. Es habe dem Raum seine „Tiefendimension in die Friedenspolitik hinein“ genommen, sagte er dem Neuen Ruhrwort am Samstag. Söding betonte: „Wenn man das Kreuz aus dem Friedenssaal herausnimmt, ist dieser Ort, der ja offenbar hoch symbolisch gewählt wurde, entkernt. Er ist nur noch Kulisse.“ Das Kreuz symbolisiere sowohl eine „toxische Verbindung von Religion und Gewalt“ als auch die Versöhnung im Namen Gottes.
Falls es zum Protokoll des Auswärtigen Amtes gehöre, christliche oder andere religiöse Symbole im öffentlichen Raum „unsichtbar“ zu machen, sei das „eine fatale Entwicklung“. Weltweit werde das Verhältnis von Religion und Politik schwieriger. „In dieser brisanten Lage kann nicht das Auswärtige Amt so tun, als ob durch die Negierung von Religion politische Freiheitsräume gewonnen werden könnten“, sagte Söding dem Neuen Ruhrwort