Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat nach kontroversen Debatten über Kirchenreformen in Rom eine gemischte Bilanz gezogen.
Rom – Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat nach kontroversen Debatten über Kirchenreformen in Rom eine gemischte Bilanz gezogen. In einer Pressekonferenz sagte er am Samstagmorgen, er fahre „mit Erleichterung und mit Sorge nach Hause“.
Bätzing: „Volk Gottes in Deutschland ist ungeduldig und drängt auf Veränderungen“
Auf Nachfrage erklärte er, ihm bereite Sorge, dass die Laien, die den größten Teil des Gottesvolkes ausmachten, immer noch keine Gelegenheit hatten, ihre Standpunkte in Rom vorzutragen. An der katholischen Basis in Deutschland sei der Druck groß. „Das Volk Gottes in Deutschland ist ungeduldig und drängt auf Veränderungen“, erläuterte Bätzing.
Als Erfolg verbuchte er die Tatsache, dass über alle strittigen Themen offen gesprochen worden sei und dies in einem gemeinsamen Protokoll festgehgalten werde. „Keiner kann mehr sagen: Ich habe das nicht gehört“, so der Vorsitzende zum Abschluss eines knapp einwöchigen Ad-limina-Besuchs der deutschen Bischöfe in Rom.
Bislang kein verbindlicher Kurs für einen weiteren Fortgang der Gespräche
Bätzing räumte ein, dass bislang kein verbindlicher Kurs für einen weiteren Fortgang der Gespräche über die Forderungen des deutschen Reformprozesses „Synodaler Weg“ vereinbart worden sei. Es stehe aber der Vorschlag eines „Runden Tischs“ im Raum. Als nächstes würden die Bischöfe und die Laienverbände in Deutschland sich mit dem auseinandersetzen, was in Rom besprochen wurde.
Seitens der Kurie habe es „klare Ansagen“ gegeben, die man ernst nehme. Es seien Rote Linien benannt worden, die aus Sicht der Kurienchefs nicht überschritten werden dürften, dazu zähle die Frage der Priesterweihe von Frauen.
Papst in Schlussdebatte nicht dabei
Die Tatsache, dass Papst Franziskus in der Schlussdebatte zwischen den deutschen Bischöfen und der römischen Kurie wider Erwarten nicht dabei war, bezeichnete Bätzing rückblickend als einen Glücksfall. Zwar habe es zunächst Irritationen gegeben, doch dann habe sich gezeigt, dass die Debatte viel offener und kontroverser verlaufen konnte, weil der Papst nicht dabei war.
Bätzing betonte, es habe seitens des Vatikan keine Ansage bezüglich der geplanten Schaffung eines Synodalen Rats in Deutschland gegeben, obwohl einige Bischöfe aus Deutschland eine solche Stellungnahme gefordert hätten. Er kündigte an, dass die Gründung eines solchen gemeinsamen Leitungsgremiums gemäß den Beschlüssen des Synodalen Wegs vorbereitet werde. Synodale Strukturen schwächten nicht die Autorität der Bischöfe sondern stärkten sie.
Bätzing: Situation in Köln für das Erzbistum und Woelk „unerträglich“
Zur Krise im Erzbistum Köln berichtete Bätzing, die deutschen Bischöfe hätten sowohl im zuständigen Dikasterium als auch dem Papst klargemacht, dass die Haltung des Papstes, nicht unter Druck zu entscheiden, zu noch mehr Druck führe. Auch hätten sie verdeutlicht, dass die Situation sowohl für das Bistum als auch für den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki unerträglich sei. Der Papst habe aber nicht gesagt, wann und wie er über Woelkis Zukunft entscheiden wolle.
kna
Deutsche Bischöfe lehnen in Rom Stopp der Reformdebatte ab
Vatikanstadt – Zwischen deutschen Bischöfen und führenden Vatikanvertretern hat es am Freitag deutliche Meinungsverschiedenheiten über den deutschen Synodalen Weg zu Reformen in der katholischen Kirche gegeben. Sieben Stunden nach einer mehrstündigen Begegnung zwischen den deutschen Bischöfen und einer Handvoll Kurienkardinälen unter Führung von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin wurde am Abend ein gemeinsames Kommunique des Heiligen Stuhls und der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht. Das Treffen fand bereits am Vormittag in Vatikannähe statt.
In dem auf Italienisch und Deutsch verfassten Kommunique heißt es, in einer „Perspektive des offenen und brüderlichen Austauschs wurden einige Vorschläge gemacht, darunter auch die Möglichkeit eines Moratoriums für den deutschen Synodalen Weg, was jedoch verworfen wurde.“ Dem Vernehmen nach hatte der Chef des Dikasteriums für die Bischöfe, Kardinal Marc Ouellet, einen solchen vorübergehenden Stopp der Gespräche zwischen den deutschen Bischöfen und Laienvertretern vorgeschlagen. Er habe damit verhindern wollen, dass dort Veränderungen beschlossen werden, die auf nationaler kirchlicher Ebene nicht entschieden werden dürfen.
Nachdem nur wenige deutsche Bischöfe diesem Vorschlag zustimmten und viele ihm widersprachen, wurde stattdessen die Idee vertieft, dass es notwendig sei, „angesichts der entstandenen Missverständnisse weiteres Nachdenken und gegenseitiges Zuhören zu fördern“. Ferner verständigte man sich darauf, dass es notwendig sei, „einige der angesprochenen Fragen zu definieren und zu vertiefen, wie zum Beispiel diejenigen, die sich auf die Strukturen der Kirche, das Weiheamt und seine Zugangsbedingungen, die christliche Anthropologie und weitere Fragen beziehen“. In der Debatte wurde laut Kommunique auch darauf verwiesen, „dass einige Themen nicht verhandelbar sind“.
Zu Beginn der streckenweise emotional geführten Aussprache warb nach einer Einführung durch Kardinal Parolin der Bischofskonferenzvorsitzende Georg Bätzing in einem grundlegenden Vortrag für den Synodalen Weg. Danach sprachen die Kurienkardinäle Luis Ladaria und Ouellet.
Sie benannten die Bedenken und Vorbehalte, die im Vatikan, aber auch in anderen Ortskirchen, gegenüber Methodik, Inhalten und Vorschlägen des deutschen Reformprozesses bestehen. Sie machten, so das Komunique, „zugunsten der Einheit der Kirche und ihres Evangelisierungsauftrages“ Vorschläge, die bisher im deutschen Synodalen Weg vorgebrachten Anliegen „in die Synode der Gesamtkirche einfließen zu lassen“.
Weiter heißt es in dem Text, der Kardinalstaatssekretär habe seine „Wertschätzung für die Offenheit des Gedankenaustauschs“ zum Ausdruck gebracht. Dieser sei „zwar nicht formell, aber notwendig und konstruktiv gewesen“. Der Text endet mit dem Satz: „Man war sich einig, dass das Zuhören und der gegenseitige Dialog in den kommenden Monaten fortgesetzt werden sollen, so dass sie eine Bereicherung für den deutschen Synodalen Weg und den synodalen Prozess der Kirche auf Weltebene darstellen.“