Bericht: Erzbistum Köln vor neuem Rekord bei Kirchenaustritten

Das Erzbistum Köln steuert 2022 laut einem Bericht des auf einen neuen Rekord bei den Kirchenaustritten zu.

Das Erzbistum Köln steuert 2022 laut einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeigers“ (Dienstag) auf einen neuen Rekord bei den Kirchenaustritten zu. Das Blatt beruft sich auf eine aktuelle Zahl für den Amtsgerichtsbezirk Köln. Demnach werden dort bis Jahresende mehr als 21.000 Personen die katholische oder die evangelische Kirche verlassen haben. Das sind etwa 2.000 mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021.

Das Amtsgericht unterscheidet in seiner Auflistung nicht nach Konfessionen. Dennoch ist nach Angaben der Zeitung eine recht verlässliche Hochrechnung auf die Gesamtzahl der Austritte von Katholiken im Erzbistum möglich. Das mit 1,8 Millionen Menschen mitgliederstärkste deutsche Bistum müsse sich auf rund 50.000 Austritte einstellen, so die Schlussfolgerung. Das wären etwa 9.000 mehr als 2021.

Vertreter beider christlicher Kirchen sprachen gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von traurigen Zahlen. Der Vorsitzende des Kölner Katholikenausschusses, Gregor Stiels, nannte einen „Woelki-Faktor“, der als „Beschleuniger“ der negativen Entwicklung wirke. Stiels warf dem Erzbistum vor, schon nach den „abstrus hohen“ Zahlen im Vorjahr in „Untätigkeit und Schockstarre“ verfallen zu sein.

Stadtdechant Robert Kleine nannte als Gründe für die vielen Austritte „die fortdauernde Glaubwürdigkeitskrise der Kirche sowie die anhaltenden Diskussionen um Reformbemühungen und um die Krise in unserem Erzbistum“. Hinzu kämen aber auch die aktuellen finanziellen Belastungen der Menschen infolge des Ukrainekriegs und der Energiekrise.

Der evangelische Stadtsuperintendent Bernhard Seiger beklagte eine „ungewollte Haftungsgemeinschaft“ mit der katholischen Kirche. Die Austrittszahlen auf evangelischer Seite seien in Köln zwar niedriger als auf katholischer, aber doch höher als vor der Corona-Krise. „Viele nehmen vermutlich vor allem die tägliche Medienberichterstattung wahr, die die Krisenthemen der katholischen Schwesterkirche betreffen“, so Seiger.

Im Erzbistum Köln hat vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu einer Vertrauenskrise geführt. Erzbischof Rainer Maria Woelki hat Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten, über den das Kirchenoberhaupt noch entscheiden muss. Kardinal Woelki steht zudem wegen Finanzfragen, die eine von ihm gegründete theologische Hochschule betreffen, in der Kritik.

kna