Islamischer Theologe: Staat muss liberalen Islam mehr fördern

Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide wünscht sich mehr staatliche Förderung für einen liberalen und weltoffenen Islam in Deutschland.
Münster – Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide wünscht sich mehr staatliche Förderung für einen liberalen und weltoffenen Islam in Deutschland.

Mouhanad Khorchide (Foto: Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster)

Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide wünscht sich mehr staatliche Förderung für einen liberalen und weltoffenen Islam in Deutschland. Anders als die meisten großen Moscheeverbände, die überwiegend ein konservatives Islamverständnis vertreten, erhielten säkular orientierte liberale Muslime weder inländische noch ausländische Unterstützung zum Aufbau eigener Strukturen, sagte er am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Der deutsche Staat tue auf struktureller Ebene wenig, um einen in Deutschland verwurzelten und zeitgemäßen Islam zu fördern, so der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Münster. Dabei habe die Bundesregierung immer wieder einen solchen Islam, der fest auf dem Boden des Grundgesetzes und der Menschenrechte stehe sowie die Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen stärke, als wichtigen Schrittmacher für die Integration von Muslimen eingefordert.

Wegen des Neutralitätsgebotes könne der Staat zwar keine religiösen Organisationen gründen oder finanziell direkt unterstützen, so Khorchide. „Aber er könnte liberalen Muslimen helfen, sichtbarer und hörbarer zu werden, etwa im Rahmen von staatlichen Projekten. Dies könnte den Einfluss eines progressiven Islam auf die Muslime in Deutschland verstärken.“ Zugleich verortet Khorchide die Hauptverantwortung bei den Muslimen selbst. Diese sollten sich für die Schaffung entsprechender Strukturen aus und für Deutschland stärker engagieren.

Khorchide äußerte sich mit Blick auf die kommende Phase der Deutschen Islamkonferenz (DIK), die am Mittwoch von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Berlin eröffnet wird. Die DIK ist das zentrale Forum für den Dialog zwischen Staat und Muslimen. Eingeladen sind unter anderen Vertreter der Islamverbände sowie muslimische Einzelpersonen und zivilgesellschaftlich Engagierte, die oft für einen liberalen, pluralistisch gesinnten Islam und eine moderne Koraninterpretation stehen. Khorchide ist einer der Teilnehmer des Eröffnungspodiums bei der DIK-Auftaktveranstaltung im Bundesinnenministerium.

kna