Partei fordert Verbot nicht-orthodoxer Gebete an Klagemauer

Nach dem Willen der strengreligiös-jüdischen Partei Vereintes Thora-Judentum soll an der Klagemauer in Jerusalems Altstadt nur noch auf orthodoxe Weise gebetet werden dürfen.
Klagemauer in Jerusalem (Symbolfoto: Aleks Megen/Pixabay)

Klagemauer in Jerusalem (Symbolfoto: Aleks Megen/Pixabay)

Nach dem Willen der strengreligiös-jüdischen Partei Vereintes Thora-Judentum soll an der Klagemauer in Jerusalems Altstadt nur noch auf orthodoxe Weise gebetet werden dürfen. Die Partei forderte laut Medienberichten (Donnerstag) bei Koalitionsverhandlungen mit dem designierten Regierungschef Benjamin Netanjahu eine entsprechende Gesetzesänderung.

Konkret will die Partei demnach alle Gebete an der heiligen Stätte gesetzlich verbieten, die nicht „in Übereinstimmung mit den Traditionen des Oberrabbinats“ verrichtet werden. Von dem Vorstoß betroffen wären etwa Gebete, bei denen Männer und Frauen im selben Bereich beten, sowie von Frauen geleitete Gebete.

Nach der aktuell geltenden Regelung von 1981 sind religiöse Zeremonien untersagt, „die nicht im Einklang mit den örtlichen Traditionen“ stehen. Das Oberste Gericht des Landes hatte 2013 entschieden, dass von Frauen geleitete Gebete nicht gegen dieses Verbot verstoßen.

Vertreter der jüdischen Reformbewegung in Israel und die Frauenrechtsgruppe Women of the Wall kritisierten die neuen Pläne Berichten zufolge als drohenden staatlichen Ausschluss von Millionen von Juden an der Klagemauer.

Die jüngste Forderung reiht sich ein in eine Reihe von Vorstößen, mit denen Parteien der voraussichtlichen Regierungskoalition die Kontrolle des israelischen Oberrabbinats und des orthodoxen Judentums über das religiöse Leben in Israel stärken wollen. Dazu gehören unter anderem Forderungen nach strikteren Regeln für eine Anerkennung von Konversionen zum Judentum. Zudem wird verlangt, die Einwanderung von Menschen zu erschweren, die nach orthodoxer Auslegung nicht jüdisch sind.

Die Gebetsrechte an der heiligsten jüdischen Stätte sorgen seit Jahren für Streit in Israel. Nicht-orthodoxe Juden fordern unter anderem das Recht, gemeinsame Gebete von Männern und Frauen durchführen zu dürfen sowie Frauen zu erlauben, aus der Thora zu lesen und Gebetsschals und -riemen zu tragen. Das für die Klagemauer zuständige Rabbinat und orthodox-jüdische Vertreter sehen darin eine Verletzung des jüdischen Religionsrechts.

kna