Theologin: Synodalität und Hierarchie in Kirche schwer vereinbar

Mit der Hierarchie der katholischen Kirche ist nach Ansicht der Theologin Julia Knop Synodalität nur sehr schwer vereinbar.
Theologin: Synodalität und Hierarchie in Kirche schwer vereinbar

Die Theologin Julia Knop –Foto: Thomas Emons

Mit der Hierarchie der katholischen Kirche ist nach Ansicht der Theologin Julia Knop Synodalität nur sehr schwer vereinbar. „Da steckt uns letztlich das erste Vatikanische Konzil in den Knochen, in dem die römisch-katholische Kirche ein streng-hierarchisches Prinzip, den Primat und die Unfehlbarkeit des Papstes, dogmatisiert hat“, sagte Knop am Donnerstag im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. Das Prinzip Synode bringe dagegen von seinem Ursprung her gemeinsame Beratung und Entscheidung zusammen.

Es sei jedoch eine Besonderheit des römischen Katholizismus, Beratungen und Entscheidungen strikt voneinander zu trennen, so die in Erfurt lehrende Dogmatikerin: „Dass man also eine Ebene einzieht, auf der beraten wird, dass aber dann andere Leute zu einem anderen Zeitpunkt die Entscheidung treffen. Also: Wer berät, entscheidet nicht, und wer entscheidet, lässt sich beraten.“ Das sei in den anderen Konfessionen durchweg anders.

Papst Franziskus habe sich von Anfang an für Synodalität stark gemacht, sagte Knop. Gleichwohl gebe es weiter einen strikt pyramidalen Aufbau in der Kirche: „Auf der Basis sind alle beteiligt, und alle sollen gehört werden. Auf der nächsten Ebene sind es viel weniger, das sind in der katholischen Kirche immer Amtsträger, immer Bischöfe. Und an der Spitze steht dann der Papst.“ Das bedeute: „Von unten nach oben beraten und von oben nach unten entscheiden.“

Das Reformprojekt „Synodaler Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland sei dagegen strukturell anders aufgestellt: „Man hat ein Format gewählt, in dem die Leute, die beraten und die entscheiden, dieselben sind. Das ist im römisch-katholischen Bereich etwas Neues. Aber wir machen da auch die Erfahrungen, so ganz schlecht klappt es nicht, es ist sehr mühsam, aber es entwickelt sich eine gute Streitkultur.“ Aber da das Kirchenrecht weiter den Bischöfen ihre Vollmacht belasse und ein Beschluss nur dann in den Bistümern in Recht umgesetzt werde, wenn der zuständige Bischof dem zustimme, bleibe eine Schieflage.

Weiter beobachtet Knop eine inflationäre Verwendung des Begriffs „Synodalität“ im katholischen Bereich. „Synodal ist gerade das Label, das alles bekommt, was kirchlich gut sein soll. Ein ganz positiv besetztes Wort“, sagte die Theologin. „Es eignet sich aber auch wunderbar, um eigene Positionen – vor allem mit Blick auf die Strukturen der Kirche – zu autorisieren.“

kna