Die heilige Hildegard von Bingen (1098-1179) wäre nach Einschätzung der Theologin und Ordensschwester Maura Zatonyi heute nicht beim katholischen Reformdialog Synodaler Weg dabei.
Rüdesheim-Eibingen – Die heilige Hildegard von Bingen (1098-1179) wäre nach Einschätzung der Theologin und Ordensschwester Maura Zatonyi heute nicht beim katholischen Reformdialog Synodaler Weg dabei. „Hildegard würde diesen Synodalen Weg nicht mitgehen“, sagte Zatonyi (48) im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Hildegard hat immer für die Sache des Glaubens gefochten, aber sie hätte nie für das Frauenpriestertum gekämpft“, sagte die Vorsitzende der Sankt-Hildegard-Akademie in Rüdesheim-Eibingen.
Hildegard habe Hierarchien akzeptiert, so Zatonyi. Die Benediktinerin hatte maßgeblich an den theologischen Gutachten mitgeschrieben, die 2012 zur Heiligsprechung Hildegards und zur Erhebung zur Kirchenlehrerin durch Papst Benedikt XVI. führten. Zatonyi: „Ich lese seit 20 Jahren täglich ihre Briefe und Originalhandschriften aus dem zwölften Jahrhundert und kann wirklich sagen: Hildegard würde bei der Versammlung des Synodalen Weges höchstens eine feurige Rede halten, dass die Menschen wieder zum Glauben zurückkehren sollen.“ Die „richtige Reform“ wäre „die Umkehr zu Gott und zur Glaubenslehre – das ist bei Hildegard das A und O“.
Zur Frage, ob Hildegard Verständnis für Klimaschutzaktivisten hätte, verwies Zatonyi auf eine Passage in einem Werk Hildegards mit dem Titel „Die Klage der Elemente“, die mit der Umweltenzyklika von Papst Franziskus übereinstimme. Auch bei Hildegard heiße es etwa, die Luft sei verschmutzt. Und die Ursache dafür sei, dass sich der Mensch als Rebell in der Schöpfung aufführe. Hildegards Lösungsansatz sei, „dass der Mensch wieder seinen Platz in der Schöpfung wahrnimmt, als Abbild Gottes“ und mit Vernunft das Schöpfungswerk Gottes fortführe.
Hildegard von Bingen ist eine von vier Kirchenlehrerinnen der katholischen Kirche. 2023 wird gefeiert, dass sie vor 925 Jahren geboren wurde. Ihr genaues Geburtsdatum ist bis heute unbekannt.