Ipolt: Predigt zu Sexualmoral unüberlegt und unverantwortlich

Die sexualethischen Äußerungen eines Ordensmannes in einer Weihnachtspredigt im sächsischen Wittichenau sind bundesweit auf Kritik gestoßen. Nun bemühen sich da Bistum Görlitz und die Abtei Tholey um Schadensbegrenzung.
Die sexualethischen Äußerungen eines Ordensmannes in einer Weihnachtspredigt im sächsischen Wittichenau sind bundesweit auf Kritik gestoßen. Nun bemühen sich da Bistum Görlitz und die Abtei Tholey um Schadensbegrenzung.

Bischof Wolfgang Ipolt (Foto: Bistum Görlitz)

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat die umstrittene Weihnachtspredigt des Benediktinerpaters Joachim Wernersbach im sächsischen Wittichenau als „unüberlegt und unverantwortlich“ kritisiert. Mit seinen Äußerungen zur katholischen Sexualmoral habe er „Gläubige vor den Kopf gestoßen“, erklärte Ipolt am Dienstag in Görlitz. Er betonte, dass er Wernersbach zu einem „klärenden Gespräch“ noch in dieser Woche eingeladen habe. Auch wolle er mit der Abtei Tholey im Saarland, der Wernersbach angehört, Kontakt aufnehmen und „weitere Schritte einvernehmlich absprechen“.

In der Ansprache hatte der Ordensmann deutlich gemacht, dass er die Lebensweise von Homosexuellen als unnatürlich und nicht im Einklang mit der göttlichen Ordnung ansehe und von schädlichen modernen Strömungen gesprochen. Darauf hatten Mitglieder der Kirchengemeinde und die Abtei Tholey empört reagiert. „Wir verwehren uns ausdrücklich gegen das von ihm darin gezeichnete Menschenbild und die dort getroffenen schöpfungsgeschichtlichen Aussagen“, so die Abtei.

Sie erklärte weiter: „Die von unserem Mitbruder getroffenen Wertungen und fehlendes pastorales Einfühlungsvermögen widersprechen nicht nur der gesellschaftlichen Realität, sondern diskriminieren in vielfacher Hinsicht große Teile der Gesellschaft, etwa im Bild der Frauen, im Verständnis von Familie und auch gegenüber den queeren Mitmenschen sowie der LGBT-Gemeinde.“ Dies gelte „auch unbeschadet der gültigen katholischen Lehre“. Queer ist ein Sammelbegriff für nicht-heterosexuelle Menschen, etwa für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT).

„Gott ist unserer festen Ansicht nach Mensch geworden, um die ganze Schöpfung zu erlösen. Seine Botschaft gilt allen Menschen“, so die Abtei. Sie verwies auf Papst Franziskus, der über einen Homosexuellen gesagt hatte: „Wer bin ich, ihn zu verurteilen?“ Dieses Zitat sei „unser Maßstab für den Umgang mit allen Menschen“.

Abt Mauritius Choriol habe Konsequenzen für den Bereich Tholey gezogen und dem Pater „vorläufig jede Art der pastoralen Tätigkeit“ untersagt, hieß es. Der Abt habe dies dem Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt mitgeteilt und ihn um Stellungnahme gebeten. Ferner werde die Abtei „eine kirchliche Untersuchung mit Analyse des Predigttextes und der Fürbitten beauftragen“. Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) wollte sich Wernersbach nicht äußern. Er sagte nur, er kenne die Stellungnahme der Abtei nicht.

Ipolt erklärte zu dem Fall weiter, der Pater „sollte auf jeden Fall persönlich Stellung beziehen zu seiner Predigt und sich für einzelne gegebenenfalls verletzende oder missverständliche Äußerungen auch entschuldigen“. Die von ihm angesprochenen Fragen gehörten aber „durchaus in den Diskurs unter uns Christen und müssen vom Evangelium her beleuchtet werden“. Dafür sei eine Predigt aber „nicht der richtige Ort“. Zugleich betonte Ipolt, zu Wernersbachs Tätigkeit im Bistum Görlitz habe es bislang keine Beschwerden gegeben, er sei immer als guter Seelsorger bezeichnet worden.

In der Predigt sagte Wernersbach unter anderem, von Weihnachten könne man die Heiligkeit der Familie ableiten, die aus Mann, Frau und Kind bestehe. „Ich wünsche besonders denen, die an die traditionelle Familie glauben, extra-große Freude, weil sie sich nicht beirren lassen und den schädlichen modernen Strömungen folgen oder gar huldigen.“ Ferner beklagte er „viele seltsame moderne Strömungen“, wozu er etwa Transgender und „Wokeness“ zähle, sowie das Offenbarungsverständnis des Reformdialogs Synodaler Weg. „Sie sind nicht im Einklang, nicht in Harmonie mit der unvorstellbar schönen göttlichen Ordnung.“

Laut der Kirchengemeinde ist der 1955 geborene Pater 2010 als Mönch in Tholey eingetreten. Seit Juli 2021 sei er in Wittichenau „zur Aushilfe als Seelsorger eingesetzt“. Vor seinem Eintritt ins Kloster und seinem Theologiestudium sei der Pater Geschäftsführer in einem mittelständischen Unternehmen gewesen. Die Abtei in Tholey wurde 634 erstmals urkundlich erwähnt und gilt damit als ältestes Kloster Deutschlands.

Von Gregor Krumpholz (KNA)