Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, bewertet die neue Ausbildung in den Pflegeberufen als gelungen.
Berlin – Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, bewertet die neue Ausbildung in den Pflegeberufen als gelungen. „Sie hat sich schon deshalb gelohnt, weil wir gar keine Alternative hatten“, sagte Vogler am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. International habe Deutschland mit der Trennung in spezialisierte Ausbildungen für Alten- und Krankenpflege ziemlich allein dagestanden. „Wir waren abgehängt.“ Auch die EU habe klar gemacht, dass die alte Ausbildung in Europa nicht mehr anschlussfähig sei. Vogler betonte zugleich, dass weitere Schritte bei Aus- und Weiterbildung folgen müssten.
2020 war die neue generalistische Ausbildung für Pflegeberufe im Rahmen des Pflegeberufegesetzes in Kraft getreten. Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege wurden zu einer dreijährigen gemeinsamen Ausbildung zusammengeführt. Der erste Jahrgang der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner macht jetzt den Abschluss.
Die Pflegeexpertin betonte, durch die generalistische Ausbildung hätten junge Menschen die Chance, beruflich in alle pflegerischen Versorgungsgebiete – zum Beispiel Krankenhaus oder Pflegeheim – unkompliziert zu wechseln. Sie könnten auch viel leichter im Ausland arbeiten. „Es gibt deutlich mehr Optionen. Das steigert natürlich die Attraktivität.“
Klar ist aus Sicht der Pflegeratspräsidentin aber auch, dass die generalistische Ausbildung nur ein Anfang sein könne. Das Ausbildungssystem in der Pflege müsse ganz neu aufgebaut werden: „Wir brauchen zusätzlich eine bundeseinheitliche Ausbildung für Pflegehelfer, ein System von Weiterbildung und Spezialisierung sowie die Stärkung der akademischen Pflegeausbildung. Erst dann sind wir für die alternde Gesellschaft und die steigenden Anforderungen gewappnet.“
Vogler wies zugleich darauf hin, dass das 2020 in Kraft getretene Pflegeberufegesetz weitere zentrale Verbesserungen gebracht habe. „Mit der Reform wird der Pflegeprozess nämlich zur Vorbehaltsaufgabe erklärt. Das bedeutet: Nur Pflegefachpersonen dürfen über den Pflegeprozess entscheiden, so wie nur die Ärzte über die Therapie entscheiden. Das ist eine wichtige Aufwertung des Berufs.“
Als großes Defizit bewertete die Pflegeratspräsidentin einen Mangel an Ausbildern: „Wir haben viel zu wenig Studienplätze, um Ausbilder auszubilden. Das muss dringend geändert werden.“ Die Betreuungsquote zwischen Ausbilder und Auszubildenden sei – je nach Bundesland unterschiedlich – sehr hoch. „Das führt auch für viele Ausbilder in den Pflegeschulen zu Überforderung.“
In Deutschland hatten sich in den vergangenen Jahren wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung in der Pflege entschieden. Laut Bundesfamilienministerium lag die Zahl derjenigen, die 2021 ihre Ausbildung begannen, mit 61.329 Personen rund sieben Prozent höher als im Vorjahr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Sommer befanden sich Ende 2021 mehr als 102.00 Personen in der Ausbildung. Die Pflege ist laut Familienministerium der größte Ausbildungsberuf in Deutschland.