Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hat sich gegen eine schnelle Heiligsprechung von Benedikt XVI. ausgesprochen.
Rom – Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper hat sich gegen eine schnelle Heiligsprechung von Benedikt XVI. ausgesprochen. Man fahre nicht mit einem Hochgeschwindigkeitszug in den Himmel, kommentierte der Kirchenmann die „Santo subito“-Diskussion gegenüber der Zeitung „La Repubblica“ (Sonntag). Beim Begräbnis des früheren Papstes am Donnerstag hatte es auf dem Petersplatz Rufe nach einer beschleunigten Selig- und Heiligsprechung gegeben. Kasper ist damit nicht einverstanden. Die kirchenrechtlich festgelegte Wartezeit von fünf Jahren nach dem Tod sei ein sehr vorsichtiger und kluger Hinweis. Ähnlich hatten sich bereits der deutsche und der italienische Bischofskonferenz-Vorsitzende geäußert.
In dem Interview äußerte sich Kardinal Kasper auch zu Benedikts ehemaligem Privatsekretär Georg Gänswein. Dieser sorgt gerade mit einem neuen Buch für Schlagzeilen. In vorab bekannt gewordenen Auszügen berichtete der 66-jährige Erzbischof etwa über Details des nicht immer konfliktfreien Miteinanders von Papst Franziskus und Ex-Papst Benedikt. „Es wäre besser gewesen, zu schweigen. Jetzt ist nicht die Zeit für solche Dinge“, sagte Kasper.
Ob sich das Pontifikat von Franziskus nach dem Tod des Vorgängers verändern werde, wisse er nicht. Einen baldigen Rücktritt des Papstes halte er aber für unwahrscheinlich. Franziskus möchte erstmal den synodalen Prozess der Weltkirche fortsetzen und denke bereits über das Heilige Jahr 2025 nach. „Wie er sagt, regiert man nicht mit den Beinen, sondern mit dem Kopf“, erklärte der Kardinal in Bezug auf die Knieprobleme des Kirchenoberhaupts. Sollte es jedoch zu einem Rücktritt kommen, herrsche Konsens darüber, nicht den Titel „emeritierter Papst“ zu führen. Dies sei nicht sehr angemessen gewesen.