Der Erfolg der Amtszeit von Papst Franziskus entscheidet sich nach Ansicht von Kardinal Walter Kasper unter seinen Nachfolgern.
Rom – Der Erfolg der Amtszeit von Papst Franziskus entscheidet sich nach Ansicht von Kardinal Walter Kasper unter seinen Nachfolgern. „Ich hoffe, dass das derzeitige Pontifikat kein Unfall ist, sondern der Beginn einer neuen Ära“ und dass “wir ihn noch ein paar Jahre behalten können”, sagte Kasper laut der Zeitung “Il Messaggero” (Sonntag) bei einem Treffen mit Journalisten in Rom.
Veränderungen in kirchlicher Haltung, Praxis und Lehre, vor allem der Wandel einer synodalen Kirche mit einem neuen Zusammenspiel von Bischöfen, Priestern und Laien und einem “Ende des alten hierarchischen Klerikalismus” ließen sich nicht allein unter Franziskus durchführen. Derartige Reformen “erfordern Zeit und einen langen Atem”, wird Kasper zitiert. Das könne nicht unter einem Papst geschehen; dafür brauche es zwei oder drei Amtszeiten.
Zu fundamentalistischen, konservativen Kritikern, die Franziskus von Beginn an nicht leiden mochten, gesellen sich laut Aussage von Kasper inzwischen “ideologische Progressive”. Diese bestritten inzwischen, dass der Papst überhaupt Reformen wolle. Dem widersprach Kasper. Franziskus leite viele Reformen in die Wege, “für die Rechten sogar zu viele; aber er will nicht alle liberalen Reformen wie etwa beim deutschen Synodalen Weg”. Der Jesuit aus Argentinien sei “kein liberaler, sondern ein radikaler Reformer, der die Kirche von der Wurzel her, vom Evangelium her, reformieren will”.
Der frühere Bischof von Rottenburg-Stuttgart und langjährige Leiter des päpstlichen Ökumene-Rates räumte ein, dass die katholische Kirche in einer Identitätskrise sei. “Was in dem Transformationsprozess, in dem wir uns befinden, ist noch gültig; was muss gültig bleiben und was muss dringend reformiert werden?”, fragt Kasper.
Franziskus sei “ein evangelischer Papst, nicht im konfessionellen Sinne, sondern im ursprünglichen Sinne des Wortes” Evangelium. Absolute Priorität habe für diesen Papst nicht die Lehre, sondern “die lebendige Botschaft von Gott, dem barmherzigen Vater, der uns durch seinen Sohn erlöst hat und in der Kirche im Heiligen Geist ständig gegenwärtig ist”. Daher habe in seiner Kurienreform die Behörde für Evangelisierung Vorrang vor der für die Glaubenslehre.