Nach der zweimaligen Amokdrohung gegen die evangelische Gesamtschule in Gelsenkirchen hat die Polizei offenbar einen Tatverdächtigen ermittelt.
Nach der zweimaligen Amokdrohung gegen die evangelische Gesamtschule in Gelsenkirchen hat die Polizei inzwischen offenbar einen Tatverdächtigen ermittelt. „Seit Samstag hat sich die Gefahrenlage entspannt. Erstmals ist ein Verdächtiger der Staatsanwaltschaft vorgeführt worden und er konnte in Verbindung mit den Drohungen gebracht werden“, teilt die Schule am Montag auf ihrer Internetseite mit.
„Nach wiederholten Amok-Drohungen gegen eine Schule in Gelsenkirchen-Bismarck dauern die Ermittlungen weiterhin an“, sagte Polizeisprecherin unterdessen auf Anfrage. Im Zuge dieser Ermittlungen habe sich bereits am späten Freitagnachmittag „der Verdacht gegen einen 24 Jahre alten Gelsenkirchener“ ergeben. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung seien keine gefährlichen Gegenstände aufgefunden. „Sichergestellt wurden jedoch Datenträger, die nun ausgewertet werden“, sagte die Sprecherin.
„Der Verdächtige wurde vorläufig festgenommen und zur Wache gebracht. Er bestreitet, der Täter zu sein“, so die Sprecherin weiter. Nach polizeilichen Maßnahmen habe der Mann die Wache am selben Tag wieder verlassen können. „Die Ermittlungen dauern weiterhin an“, betonte die Sprecherin. „Auch heute, 23. Januar 2023“ sei die Polizei „unter anderem mit Experten des Kommissariates Kriminalprävention und Opferschutz an der Schule im Einsatz“.
Nach einer Amokdrohung gegen die evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen im Stadtteil Bismarck am vorigen Mittwoch war die Polizei am Freitag, 20. Januar , erneut im Einsatz gewesen. Die Drohung ging auch dieses Mal per E-Mail ein. „Einsatzkräfte der Polizei sorgen für die Sicherheit vor Ort. Die Schule bleibt auf Anweisung des Schulleiters heute geschlossen. Die Ermittlungen dauern an“, erklärte ein Behördensprecher. Der Unterricht fiel erneut aus. Akute Gefahr hatte bei der Amokdrohung am Mittwoch vor Ort laut Behördenangaben nicht bestanden. Dennoch war nach Informationen die Möglichkeit einer Tat nicht auszuschließen, weshalb die Polizei das Gebäude räumte und absicherte. Schüler hatten sich jedoch nicht in ihren Klassenräumen verschanzen müssen. Stattdessen hatten sie das Gebäude der Gesamtschule in Gelsenkirchen geordnet verlassen. Die Drohung war per Mail an die Schule verschickt worden.
Am Freitag folgte nun eine weitere Drohung: „Die Polizei Gelsenkirchen hat am frühen Morgen Kenntnis über eine angedrohte Amoktat erhalten“, erklärte Polizeisprecher André Brenner im Gespräch mit dem Neuen Ruhrwort. „In Absprache mit der Schulleitung wurde die Schule nicht geöffnet.“ Schüler oder Lehrer hätten sich zu diesem Zeitpunkt nicht in dem Gebäude befunden. Die Polizei sperrte die Gesamtschule weiträumig ab und durchsuchte sie. Die Ermittlungsbehörde nehme die Drohungen durchaus ernst.
Keine Angaben machte Brenner am Freitag dazu, ob beide Drohungen von demselben oder von verschiedenen Tätern verschickt wurden. „Das ist Gegenstand von Ermittlungen, die bereits seit Mittwoch laufen“, sagte der Sprecher.
Die Schülerinnen und Schüler hätten am Freitag eigentlich zurückkehren sollen, nachdem die Schule am Donnerstag zunächst geschlossen blieb. Am der Tag der Zeugnisvergabe hätten die Kinder und Jugendlichen mit ihren Lehrern über das am Mittwoch Erlebte sprechen sollen. Zugleich sagte die evangelische Landeskirche als Schulträgerin den Betroffenen Unterstützung und Seelsorge vor Ort zu. Notfallseelsorgende der evangelischen Kirche und Psycholog*innen nahmen sich der Menschen in der Gesamtschule an und stehen ihnen für Rat und Hilfe zur Verfügung, so der zuständige Schuldezernent im Landeskirchenamt Rainer Timmer.
Die Schule beabsichtigt nun ab Dienstag ihren Unterrichtsbetrieb wieder aufzunehmen und das Geschehen mit Schülern und Lehrkräften aufarbeiten. Ein Team von Notfallseelsorgerinnen und -Seelsorgern wird den ganzen Tag über als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Außerdem seht die Vergabe der Zeugnisse an.
„Wir sind erschüttert über diese Androhung von Gewalt gegen Leib und Leben von Menschen, Lehrenden wie Kindern, und über den Hass, der darin offenkundig zum Ausdruck kommt. Und wir beten für alle Beteiligten, dass sie die Kraft finden, den Schock und die Angst zu überwinden und zu einem geregelten, vertrauensvollen Miteinander zurückkehren zu können“, sagte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, bereits in einer ersten Reaktion am Mittwoch.