Eine Blutspur durch zwei katholische Kirchen in der spanischen Hafenstadt Algeciras zog der Täter. Augenzeugen berichten von einem bizarren Auftritt. Am Ende sind ein Mensch tot und vier verletzt.
Algeciras (KNA) Antonio Rodriguez sprach gerade den Abschlusssegen, als der Täter am Mittwochabend in der südspanischen Hafenstadt Algeciras die Kirche San Isidro betrat. So berichten es Augenzeugen. Demnach trug der Mann ein schwarzes Gewand und warf unter „Allahu-Akbar“-Schreien das Kreuz und andere Gottesdienstutensilien vom Altar. Schließlich zog der mutmaßliche Täter, ein 25-jähriger Marokkaner, eine große Machete und ging auf den Priester los. Er verletzte Rodriguez lebensgefährlich am Hals und griff drei weitere Gläubige an, bevor er die Kirche wieder verließ.
Bereits vor dem Gottesdienst war er schon einmal in der Kirche und legte sich dort mit dem Priester und mehreren Frauen an, denen er förmlich befohlen habe, zum Islam überzutreten, so die Zeugen. Sie folgten dem falschen Gott, verkündete der Mann. Nach seiner Tat ging er weiter zu der 500 Meter entfernten Kirche La Palma. Erneut randalierte er dort, wo gerade der Gottesdienst endete, und verwüstete den Altar.
Als sich der 65 Jahre alte Küster dem aggressiven Mann entgegenstellte, griff dieser den Blumenhändler aus Algeciras an, verfolgte den Familienvater bis auf den Vorplatz der Kirche und tötete ihn laut den Aussagen mit einem Machetenhieb in den Schädel. Danach verließ er den Tatort, bis ihn die Polizei vor der verschlossenen Kapelle der Jungfrau Europa überwältigte, wo er womöglich weitere Gläubige angreifen wollte.
Wie die spanische Zeitung „El Mundo“ berichtet, war der Marokkaner den Behörden bereits bekannt. Schon länger beobachtete die Polizei demnach den Migranten, der sich illegal in Spanien aufhielt und auf seine Abschiebung wartete. Er lebte in einem Problemviertel der Hafenstadt, wo Drogenhandel und Prostitution an der Tagesordnung sind. In den vergangenen Wochen soll er der Polizei verstärkt durch teils aggressives Verhalten aufgefallen sein.
Francisco Cesar Garcia Magan, Generalsekretär der Spanischen Bischofskonferenz, verurteilte das offenbar religiös motivierte Verbrechen und sprach den Familien der Opfer und der Diözese sein Mitgefühl aus. „Man darf niemals den Namen Gottes für irgendeinen Akt der Gewalt missbrauchen,“ so Garcia Magan. Der Angriff sei aus „Hass auf den katholischen Glauben“ geschehen. Dennoch warnte er mit Blick auf die islamische Gemeinschaft in der Region davor, nun eine Gruppe pauschal zu dämonisieren. „Wir können Terrorismus – falls sich der Verdacht bestätigt – nicht mit irgendeiner Religion oder mit irgendeinem Glauben identifizieren.“ Man solle es nun der Justiz und der Polizei überlassen, die abscheuliche Tat aufzuklären, so der Sprecher der spanischen Bischöfe.
Auch die für Algeciras zuständige Islamische Kommission von Melilla verurteilte den „Terroranschlag“ aufs Schärfste und forderte eine konsequente Bestrafung des Täters. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach den Bluttaten nun wegen Verdachts auf religiös motivierten Terror. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt, der sich in den vergangenen Monaten radikalisierte.
Algeciras an der Südspitze Spaniens ist für viele Migranten aus Nordafrika ein Anlaufpunkt nach Europa. Die Meerenge von Gibraltar zwischen Marokko und Spanien ist dort teilweise nur 14 Kilometer breit. Tausende Afrikaner versuchen, mit Booten oder auf Fähren illegal nach Spanien zu kommen. Viele von ihnen warten vor allem in der Hafenstadt Algeciras auf ihre Aufenthalts- oder Abschiebungspapiere, was bei vielen Migranten zu Frustration und Wut führt.
„Wir sind alle fassungslos über diese Taten“, erklärte Bürgermeister Jose Landaluce. „Algeciras ist immer eine Stadt gewesen, in der Eintracht und Toleranz regiert haben – ungeachtet von Vorfällen wie diesen, die ein Bild schaffen, das nicht der Realität entspricht.“ Er ordnete eine eintägige Trauerbeflaggung an. Zahlreiche Einwohner, darunter auch viele Muslime, legten am Donnerstag auf dem Platz vor der Kirche La Palma Blumen für den getöteten Küster nieder.
Vor dem Hintergrund der Geschehnisse ist in Spanien nun eine erneute Debatte über die Migrationspolitik der sozialistischen Regierung entbrannt. Santiago Abascal, Vorsitzender der rechtspopulistischen Vox-Partei, erklärte mit martialischem Unterton: „Wir dürfen den Vormarsch des Islamismus auf unserem Boden nicht dulden.“ Ein bestimmendes Thema für die Parlamentswahlen 2023, so sagen es politische Beobachter voraus, dürfte damit gesetzt sein.