Neue Studie zu Folgen von Missbrauch im Bistum Trier

Mit einer psychologischen Studie will die Aufarbeitungskommission im Bistum Trier die persönlichen Folgen von sexualisierter Gewalt für Betroffene analysieren.
Trier – Mit einer psychologischen Studie will die Aufarbeitungskommission im Bistum Trier die persönlichen Folgen von sexualisierter Gewalt für Betroffene analysieren. Die Studie an der Universität Trier wird von der Kommission finanziert und von einer Forschungsgruppe unter der Leitung der Psychologin Petra Hank verantwortet, wie der Kommissions-Vorsitzende Gerhard Robbers am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte.

Die Hohe Domkirche St. Peter zu Trier (Bild von Elsemargriet auf Pixabay)

Mit einer psychologischen Studie will die Aufarbeitungskommission im Bistum Trier die persönlichen Folgen von sexualisierter Gewalt für Betroffene analysieren. Die Studie an der Universität Trier wird von der Kommission finanziert und von einer Forschungsgruppe unter der Leitung der Psychologin Petra Hank verantwortet, wie der Kommissions-Vorsitzende Gerhard Robbers am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Die Studie versteht sich als Ergänzung zur bereits laufenden historischen Untersuchung zu Missbrauch in der Diözese, sagte Hank der KNA. Sie ziele darauf, die oft lebenslangen Folgen sexuellen Missbrauchs für Betroffene offenzulegen. Untersucht werden solle auch, wie Betroffene Gewalterfahrungen bewältigten, außerdem Faktoren zu Belastung und Widerstandsfähigkeit sowie mögliche Spätfolgen des Traumas. Deshalb sollen auch Kinder von Betroffenen befragt werden, außerdem ihr soziales Umfeld und Mitglieder der Kirchengemeinden, in denen die Missbrauchstaten geschahen.

Die Untersuchung läuft seit Februar und ist auf drei Jahre angelegt. Ergebnisse könnten 2026 präsentiert werden. Ziel sei, über die Folgen sexualisierter Gewalt aufzuklären sowie kirchliche und gesellschaftliche Strukturen offenzulegen, die Missbrauch begünstigten. Zugleich gehe es um Handlungsempfehlungen zu Kinderschutz und Prävention. Auch soll erforscht werden, wie Betroffene besser bei der Bewältigung von Missbrauch unterstützt werden können. Das Forschungsprojekt will gleichzeitig auch Beschuldigte befragen. Hier gehe es um Informationen zu Vorgehensweisen von Tätern und um strukturelle Bedingungen von Gewalt in kirchlichen Einrichtungen. Die Studienautoren hoffen dazu auf eine Kooperation von Beschuldigten.

Die Forschungsgruppe ruft Betroffene, deren Kinder, aber auch Mitglieder von Kirchengemeinden, in denen Missbrauch durch Geistliche oder Mitarbeitende des Bistums stattfand, zur Teilnahme an der Studie auf. Eine 2021 eingerichtete Kommission befasst sich mit der Aufarbeitung von Missbrauch im Bistum Trier. Ein Historikerteam an der Universität Trier führt in ihrem Auftrag bereits eine historische Studie durch. Ein erster, im Dezember veröffentlichter Bericht ging auf Missbrauch in der Zeit des früheren Bischofs Bernhard Stein (1903-1993) ein. Außerdem sind den Forschenden demnach für den Zeitraum von 1946 bis 2021 bislang 202 Beschuldigte und 544 Betroffene im Bistum bekannt. Die historische Untersuchung läuft weiter. Die Leiter der historischen und psychologischen Untersuchungen, Lutz Raphael und Petra Hank, sind jeweils auch Mitglieder in der Aufarbeitungskommission.

kna

Betroffene, deren Kinder, aber auch Personen, in deren Gemeinde Missbrauch passierte, können sich bei Michelle Lange von der Universität Trier zur Studie anmelden: lange@uni-trier.de oder (0651) 201 29 27