In punkto Antirassismus hat die Kirche aus Sicht der Bochumer Forscherin Nathalie Eleyth noch Nachholbedarf.
Bochum – In punkto Antirassismus hat die Kirche aus Sicht der Bochumer Forscherin Nathalie Eleyth noch Nachholbedarf. „Ich wünsche mir eine aktivistische Kirche, die sich mit lauter, prophetischer Stimme für einen antirassistischen Kampf einsetzt und sich auch radikal ehrlich mit ihrer eigenen Verstrickung in Rassismusverhältnisse befasst“, sagte Eleyth im Interview des Kölner Portals domradio.de am Donnerstag. Kirche solle sich „kompromisslos für diejenigen einsetzen, die täglich von rassistischer Diskriminierung betroffen sind. Aus meiner Perspektive ist Kirche da noch zu leise.“
Jedes Individuum, das Teil der Kirche sei, könne sich mit „den eigenen Rassismen und der Wirkweise von Rassismus auseinandersetzen“, erklärte die wissenschaftliche Mitarbeiterin zu Rassismuskritischer Theologie. Rassismus bestehe nicht nur darin, andere verbal herabzusetzen oder körperlich anzugreifen. Auch „bohrende Nachfragen nach der Herkunft oder vermeintliche Annahmen über Begabungen und Talente, die mit Abstammung Herkunft verbunden sind“, verwiesen auf rassistische Denkmuster.
Eleyth: Auseinandersetzung mit Rassismus und anderen Formen der Unterdrückung im Studium
Auf institutioneller Ebene sprach sich Eleyth dafür aus, dass eine Auseinandersetzung mit „Rassismus, Kolonialismus und anderen Formen der Unterdrückung“ ein verpflichtender Bestandteil des Theologiestudiums sein sollte. Ohne die Befassung mit diesen Themen solle niemand ins Pfarramt, Lehramt oder in die Gemeindepädagogik gehen, erklärte sie. Wichtig sei auch ein Abschied von der Vorstellung, „dass die weiße, neo-europäische Theologie die normensetzende, maßgebliche Theoogie ist“. Theologien des globalen Südens kämen im Studium oft nicht vor oder würden als „kontextuelle Theologien“ verortet.
Zudem werde in kirchlichen Zusammenhängen oft betont, dass man rassistische Diskriminierung zurückweisen solle – „aber gleichzeitig sollen wir Barmherzigkeit walten lassen“. Viele kirchliche und theologische Texte nähmen somit eine „rein weiße Perspektive“ ein und fragten nicht, „was es für ‚Menschen of Color‘ bedeutet, mit Botschaften der Entwürdigung konfrontiert zu werden“. Dabei komme es darauf an, genau dafür zu sensibilisieren, erklärte die Expertin.