Das Gebot der Nächstenliebe sollte aus Sicht der Moraltheologin Ulrike Kostka noch deutlich stärker im Mittelpunkt kirchlichen Handelns stehen.
Köln/Bonn – Das Gebot der Nächstenliebe sollte aus Sicht der Moraltheologin Ulrike Kostka noch deutlich stärker im Mittelpunkt kirchlichen Handelns stehen. „Wer Kirche nur auf Gottesdienst und Verkündigung im klassischen Sinne reduziert, der lebt nicht das richtige Christentum“, sagte die Direktorin des Caritasverbandes im Erzbistum Berlin in der neuen Ausgabe des Podcasts „Himmelklar“ (Mittwoch). Zentraler Auftrag für Christinnen und Christen sei es, sich für Gerechtigkeit einzusetzen. „Insofern finde ich: kein Christentum ohne Caritas.“
Die Aufgabe des Caritasverbandes sieht die Theologin vor allem darin, auf Lücken im staatlichen Sozialsystem hinzuweisen und für die Gruppen einzutreten, „die eigentlich kaum jemand im Fokus hat“. Als Beispiel nennt sie Kinder und Jugendliche, die in Kinderheimen aufwachsen, sowie die Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden. „Das ist ganz wichtig und es gilt auch aufzudecken, dass zum Beispiel ganz viele, die flüchten müssen, auch aus Klimaschutzgründen flüchten müssen, weil man in ihren Heimatländern nicht mehr leben kann“, betonte Kostka.
Gleichzeitig biete der Verband auch die Möglichkeit für kirchenpolitisches Engagement. Nachdem etwa der Vatikan vor Kurzem erneut kirchlichen Segensfeiern für homosexuelle Menschen vorerst eine Absage erteilt hatte, habe die Caritas ihre Gebäude demonstrativ mit Regenbogenfahnen beflaggt. „Das hat natürlich auch einige bewegt – in jede Richtung, aber das sind klare Zeichen und das ist uns auch wichtig“, so Kostka.