Berlin – Der Präsident des Deutschen Caritas-Verbandes, Peter Neher, ist „hoch alarmiert“ über die Zukunft vieler Träger und Einrichtungen der gemeinnützigen Freie Wohlfahrtspflege. Die Politik habe offenbar die existenzielle Gefährdung und damit die Gefahr für die Hilfebedürftigen und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht ausreichend im Blick, sagte Neher am Freitag in Berlin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Der derzeit konzipierte Rettungsschirm für den Arbeitsmarkt enthalte Instrumente wie Steuererleichterungen, Erleichterungen bei KfW-Krediten oder Spezialregelungen für die Industrie und den Einzelhandel, “die allesamt wenig zur Besonderheit unseres Sektors passen”, so Neher. Es gehe ihm vor allem “um die Menschen, die wir begleiten und unterstützen, zum Teil mit überlebenswichtigen Hilfsangeboten”.
Kein rein finanzielles Problem
Das drohende Aus für viele Dienste und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege sei kein rein finanzielles Problem, betonte Neher. „Es ist potenziell eine gesellschaftliche Katastrophe, denn es würde bedeuten, dass wir Verbände mit unseren Einrichtungen und Diensten den Menschen nicht mehr helfen könnten, die darauf dringend angewiesen sind.“
Die derzeitige Situation zeige: „Wenn wir für die Menschen nicht da sind – zum Beispiel für die Wohnungslosen, für die aktuell die Tafeln und die Notunterkünfte nach und nach schließen – ist niemand für sie da“, sagte der Caritas-Präsident. Umso wichtiger sei es deshalb, dass es für die Einrichtungen und Dienste zugeschnittene Lösungen gebe. „Zum Beispiel, dass die Leistungsentgelte weiterhin gewährt werden, auch wenn die Leistungen im Moment nicht erbracht werden können, wie im Bereich Reha. Oder dass der Umstieg auf digitale Angebote, beispielsweise in der Beratung, honoriert wird“, so Neher.