Brasilien richtet sechs neue Indigenen-Reservate ein

Brasiliens Regierung hat sechs neue Reservate für die indigene Bevölkerung des Landes eingerichtet. Präsident Luiz Inacio Lula da Silva bestätigte die Schaffung der Schutzgebiete, wie brasilianische Medien berichteten.
Brasilien richtet sechs neue Indigenen-Reservate ein  Der linksgerichtete Präsident Luiz Inacio Lula da Silva bestätigte am Freitag (Ortszeit) die Schaffung der Schutzgebiete, wie brasilianische Medien berichteten.

Luiz Inacio Lula da Silva –Foto: © Gero7fotografiaDreamstime.com

Brasiliens Regierung hat sechs neue Reservate für die indigene Bevölkerung des Landes eingerichtet. Der linksgerichtete Präsident Luiz Inacio Lula da Silva bestätigte am Freitag (Ortszeit) die Schaffung der Schutzgebiete, wie brasilianische Medien berichteten. Zusammengerechnet sind die Gebiete über 6.000 Quadratkilometer groß und die ersten Reservate, die seit 2018 eingerichtet wurden. Der von 2019 bis 2022 als Präsident regierende Rechtspopulist Jair Messias Bolsonaro hatte sich geweigert, den Indigenen neues Land zuzuweisen.

Indigenen in Brasilien warteten seit Jahren auf Zuteilung ihres Siedlungsgebietes

Die neuen Reservate sind Uneiuxi im Bundesstaat Amazonas, Tremembe da Barra do Mundau in Ceara, Kariri-Xoco in Alagoas, Ava-Canoeiro in Goias, Arara do Rio Amonia in Acre und Rio dos Indios im südlichsten Bundesstaat Brasilien, Rio Grande do Sul. Damit verfügt Brasilien nun über 732 Indigenen-Reservate, die 13,8 Prozent des Staatsterritoriums ausmachen. Als Indigene erklären sich rund eine Million Brasilianer, die Hälfte davon lebt in Städten.

Die Indigenen warteten seit Jahren auf die Zuteilung ihres Siedlungsgebietes. Die Ava-Canoeiros am längsten, und zwar seit 1996. Lula erklärte am Freitag, er werde „so viele indigene Reservate wie möglich“ einrichten. Er erinnerte an das Versprechen seiner Regierung, die Abholzung der brasilianischen Wälder bis 2030 auf null zu drücken. „Dafür brauchen wir Euch als die Wächter des Waldes.“

Lula gegen „Marco Temporal“

Lula sprach sich auch gegen den „Marco Temporal“ („Zeitfenster 1988“) aus, eine juristische These, wonach die Indigenen nur Anspruch auf das zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Verfassung am 5. Oktober 1988 tatsächlich besiedelte Gebiet haben. Was ihnen davor geraubt wurde, wäre dann verloren. Das Oberste Gericht analysiert seit Jahren, ob die umstrittene These angewendet werden darf. Im Juni will es eine Entscheidung fällen. Die Verfassung hatte ursprünglich die Einrichtung der Gebiete bis 1993 vorgeschrieben.

Lulas Unterschrift erfolgte auf dem traditionellen Indigenentreffen „Terra Livre“, an dem rund 6.000 Indigene in der Hauptstadt Brasilia teilnahmen. Brasiliens Bischofskonferenz veröffentlichte am Freitag anlässlich des Treffens einen Offenen Brief an die indigenen Völker Brasiliens. Angesichts der „sozialen und ökologischen Tragödien“ erklärten sich die Bischöfe mit den Indigenen solidarisch und sprachen sich gegen den Raubbau an der Natur aus. Zudem drückten sie ihren Wunsch aus, dass das Oberste Gericht zugunsten der Indigenen entscheide.

kna