Die Kirchen in Deutschland brauchen aus Sicht der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, wieder mehr Mut zur Mission.
München – Die Kirchen in Deutschland brauchen aus Sicht der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, wieder mehr Mut zur Mission. „Die Menschen suchen ein klares Profil. Sie erwarten, dass wir Christen deutlich sagen, wovon wir leben und wofür wir stehen“, sagte Kurschus im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag).
Dabei dürfe mit dem Begriff Mission nicht an die Gräuel der Kolonialzeit gedacht werden, so die Theologin weiter. „Mission heißt ja nichts anderes als Sendung in die Welt hinein.“ Dennoch habe es eine Zeit lang die Tendenz in der Kirche gegeben, sich zurückzunehmen und „niederschwellig“ auf die Menschen zuzugehen. „Mit dem Erfolg, dass hier und da kaum noch zu erkennen war, dass wir Kirche sind. Das halte ich für einen Irrweg“, sagte Kurschus.
Trotz steigender Austrittszahlen habe die Kirche noch eine wichtige Funktion in der Gesellschaft, betonte die EKD-Chefin. „Auch eine kleinere Kirche kann sich mit ihrer Stimme Gehör verschaffen.“ Das Christentum sei weiterhin prägend für die gesellschaftlichen Traditionen. Zudem werde der soziale und diakonische Einsatz der Kirche, etwa in Kindergärten, auch außerhalb des kirchlichen Milieus gerne in Anspruch genommen. „Manche muslimischen Eltern etwa schicken ihre Kinder lieber in kirchliche als in kommunale Kitas, weil sie sagen: Das ist zwar nicht mein Glaube, aber sie lernen ein geistliches Leben mit Festen und Ritualen kennen und bekommen wichtige Orientierungen mit.“
EKD-Ratsvorsitzende Kurschus wegen Corona nicht beim Kirchentag
Die EKD-Ratsvorsitzende äußerte sich anlässlich des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der am Mittwoch in Nürnberg beginnt. Zu dem bis Sonntag dauernden Christentreffen unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“ erwarten die Veranstalter an die 100.000 Teilnehmer. Geplant sind rund 2.000 Einzelveranstaltungen in Nürnberg und dem benachbarten Fürth. Kurschus selbst wird nicht zum Kirchentag kommen Sie musste aufgrund einer Corona-Erkrankung ihre Teilnahme kurzfristig absagen, wie die EKD am Dienstag in Hannover mitteilte.
Der Kirchentag startet am Mittwochabend und dauert bis Sonntag. Er steht unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“. Die Veranstalter erwarten den Angaben zufolge an die 100.000 Teilnehmer.