In der katholischen Kirche könnten bald mehr Menschen mitbestimmen als bisher. Das am Dienstag im Vatikan veröffentlichte Arbeitspapier zur Weltsynode stellt zahlreiche Teilhabemöglichkeiten auch für ungeweihte Gläubige zur Diskussion.
Vatikanstadt – In der katholischen Kirche könnten bald mehr Menschen mitbestimmen als bisher. Das am Dienstag im Vatikan veröffentlichte Arbeitspapier zur Weltsynode stellt zahlreiche Teilhabemöglichkeiten auch für ungeweihte Gläubige zur Diskussion.
Das gilt insbesondere für Frauen. Neben dem Zugang zum Amt einer Diakonin geht das Papier thematisch auf eine mögliche stärkere Beteiligung von Frauen in Leitung und Mitverantwortung der Kirche ein. Erwogen wird zudem eine bessere Einbindung von Kirchenmitgliedern etwa durch neue Ämter auf lokaler Ebene. Über Ausnahmen bei der Ehelosigkeit von Priestern in bestimmten Fällen soll dem Papier zufolge ebenfalls diskutiert werden.
Die Aufnahme und Mitwirkung möglichst vieler Mitglieder steht in dem sogenannten “Instrumentum laboris” im Mittelpunkt. Willkommen sein sollen auch wiederverheiratete Geschiedene, queere Menschen sowie solche, die in Vielehen leben. Gleiches gilt für Gläubige, die sich aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Behinderung weniger wichtig oder erwünscht fühlen. Mit einer erneuerten Sprache – in Liturgie, Predigt, Kunst und Kommunikation in allen Medien – soll die Kirche zugänglicher und attraktiver werden.
Statt Macht und Kontrolle soll bei Amtsträgern eine Haltung des Dienens gefördert, eine Atmosphäre der Transparenz, Ermutigung, Inklusion und Zusammenarbeit geschaffen werden. Das gilt ebenso für Bischöfe. Für sie dürfte die vorgeschlagene Dezentralisierung der Kirche von besonderer Bedeutung sein – mehr Verantwortung in regionaler und nationaler Kirche, weniger beim Papst. Dieser synodale Prozess soll das Verständnis von Autorität verändern – bis hin zu einer möglichen kirchenrechtlichen Anpassung.
Auf 71 Seiten sind viele Impulse von Gläubigen weltweit enthalten. Vorbereitet wurde das Papier in verschiedenen Phasen auf unterschiedlichen Ebenen. Themen wie Missbrauch durch kirchliche Amtsträger sowie Armut, Klimawandel, Migration sollen bei einem Treffen im Oktober im Vatikan vertieft und für eine weitere Diskussion vorbereitet werden.
Die zweite und voraussichtlich letzte Sitzung der Weltsynode im Oktober 2024 soll dann konkrete Vorschläge für den Papst herausarbeiten. Der entscheidet über das weitere Vorgehen, üblicherweise zusammengefasst in einem sogenannten nachsynodalen Schreiben.