Angesichts weiter stark steigender Kosten für Pflegebedürftige in Heimen fordert ein Bündnis von Gewerkschaften und Sozialverbänden eine grundlegende Umgestaltung.
Berlin – Angesichts weiter stark steigender Kosten für Pflegebedürftige in Heimen fordert ein Bündnis von Gewerkschaften und Sozialverbänden eine grundlegende Umgestaltung. Die bisher nur einen Teil des Pflegerisikos abdeckende Pflegeversicherung solle in eine Pflegevollversicherung umgebaut werden, forderte das Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung am Dienstag in Berlin.
Zuvor hatte der Verband der Ersatzkassen mitgeteilt, dass die finanzielle Belastung Pflegebedürftiger in Heimen erneut stark gestiegen sei. Nach der Datenerhebung stieg die monatliche Eigenbeteiligung innerhalb eines Jahres bundesweit im Durchschnitt um 348 Euro auf aktuell 2.548 Euro.
Pflegebedürftigkeit wird zur Armutsfalle
„Pflege sollte wie die Gesundheitsversorgung selbstverständlich zu einem modernen Sozialstaat dazu gehören“, forderte Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. „Wir erleben, wie Pflegebedürftigkeit immer mehr zu einer echten Armutsfalle wird.“
Das Bündnis mahnte, dass die Pflegeversicherung mittlerweile ihren Zweck verfehle. Fast ein Drittel aller Pflegebedürftigen in Heimen sei auf Sozialhilfe angewiesen. Die Verbände kritisieren, dass die Bundesregierung auch mit der jüngsten Pflegereform keine wirklichen Lösungsvorschläge präsentiere. „Eine langfristig wirksame, tragfähige und für alle verlässliche Lösung bietet einzig eine Vollversicherung in der Pflege“, heißt es.
Pflegevollversicherung gefordert
Eine solche Pflegevollversicherung müsse alle pflegebedingten Kosten übernehmen – unabhängig davon, ob es sich um stationäre oder ambulante Pflege handle: „Sämtliche durch einen unabhängigen pflegerischen-medizinischen Dienst für bedarfsgerecht erachtete Pflegeleistungen müssen in vollem Umfang und ohne Eigenanteile vollständig von den Kassen finanziert werden“, so die gemeinsame Forderung des vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi initiierten Bündnisses.
Es wird auch vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), von dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), dem Sozialverband Deutschland (SoVD), dem Bundesverband der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen, dem Deutschen Frauenrat, dem BIVA-Pflegeschutzbund, Volkssolidarität und AWO mitgetragen.