Das katholische Bistum Magdeburg hat, anders als andere Bistümer, keine Missbrauchsstudie in Auftrag gegeben.
Freiburg/Magdeburg – Das katholische Bistum Magdeburg hat anders als andere keine Missbrauchsstudie in Auftrag gegeben. Das führe teils zu falschen Unterstellungen kritisierte Bischof Gerhard Feige in einem Beitrag für die Beitrag für die in Freiburg erscheinende Zeitschrift „Herder Korrespondenz“ (August): „Gewissermaßen werden wir an den Pranger gestellt und es wird infolgedessen – ohne nur im Geringsten nach den Gründen zu fragen – den angeblich säumigen Bistümern unterstellt, immer noch nicht bereit zu sein, die Aufarbeitung wirklich anzugehen.“
Feige führte aus, dass es aufgrund der ökonomisch und personell stark eingeschränkten Verhältnisse der Kirche in Ostdeutschland kaum möglich sei, zusätzlich zu den sonstigen Bemühungen des Bistums Magdeburg, den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen aufzuarbeiten und künftig möglichst zu verhindern, ein eigenes juristisches Gutachten oder eine eigene historische Studie in Auftrag zu geben. Auch nach über 30 Jahren deutscher Einheit werde sowohl innerkatholisch als auch gesamtgesellschaftlich immer noch zu wenig wahrgenommen, wie anders die Lage in Ostdeutschland mit seiner extremen christlichen Minderheitensituation sei und welche ganz konkreten Auswirkungen dies habe, hob der Bischof hervor.
„Es besteht die Erwartung, dass wir im Osten auch all das vorweisen müssten, was sich potentere Bistümer im Westen leisten können.“ Je kleiner aber ein Bistum sei, umso größer seien die Pro-Kopf-Ausgaben, besonders dann, wenn nur wenige Gläubige auf einem weiten Territorium verstreut im ländlichen Raum lebten. „Zugleich ist das Pro-Kopf-Einkommen aus Kirchensteuern bei uns wesentlich niedriger als anderswo, ein deutlicher Hinweis auf die mangelnde regionale Wirtschaftskraft im Osten und die soziologische Zusammensetzung unserer Gemeinden.“ Das Bistum Magdeburg zählt rund 74.000 Mitglieder, auf einer Fläche von 23.000 Quadratkilometern.
Der Magdeburger Bistumshaushalt von etwa 35 Millionen Euro, so Feige, setze sich aus ungefähr 45 Prozent Kirchensteuern, mehr als 20 Prozent Zuschüssen des Verbandes der Diözesen Deutschlands, etwas weniger als 20 Prozent Staatsleistungen und 11 Prozent sonstigen Einnahmen zusammen. „Finanziell wären wir ohne Unterstützung durch die westdeutschen Bistümer und den Erhalt der Staatsleistungen nur eingeschränkt lebensfähig“, erklärte Feige.
Sorgen bereiteten ihm auch die Überlegungen über eine mögliche Ablösung der Staatsleistungen: „Radikale Finanzverluste würden uns äußerst empfindlich treffen. Sicher bedeutete das nicht unser Ende, aber wie es dann konkret weitergehen könnte, entzieht sich noch meiner Vorstellungskraft.“