Bettina Klünemann (58), Seelsorgerin am Frankfurter Flughafen, beobachtet einen ruppigeren Umgangston von Passagieren gegenüber Airport-Mitarbeitern.
Frankfurt – Bettina Klünemann (58), Seelsorgerin am Frankfurter Flughafen, beobachtet einen ruppigeren Umgangston von Passagieren gegenüber Airport-Mitarbeitern. “Passagiere sind tendenziell einen Tick gestresster als früher”, sagte die evangelische Theologin und Diplompsychologin in einem am Freitag verbreiteten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Manch einer betrachte den Flughafenmitarbeiter am Check-in-Schalter auch nicht als Mensch, der einem etwas Gutes will. Viele Fluggäste reagierten bei Verzögerungen verständnislos. “Es gibt seit einiger Zeit ein Grundlevel an Anspannung und nicht mehr so viel Frustrationstoleranz. Man merkt, dass manchmal die Geduld nicht mehr groß ist”, sagte Klünemann.
Passagiere hätten hohe Erwartungen. Wenn irgendetwas nicht ganz funktioniert – sie etwa auf Gepäck warten müssen – seien sie schnell enttäuscht. “Die Menschen hinterm Schalter kriegen das dann ab – ihnen gegenüber fallen manchmal wirklich üble Worte”, berichtete die Pfarrerin. Es gebe “verbale Übergriffigkeiten und manchmal sogar tätliche Angriffe” gegenüber Flughafenmitarbeitern, die beispielsweise “bespuckt oder geschlagen” würden. “Ich betreue eine Mitarbeiterin, die von hinten angegriffen wurde – von jemandem, der fliegen wollte, aber kein gültiges Ticket hatte.”
Fast jeder, der am Flughafen im direkten Passagierkontakt arbeitet, habe schon unschöne Erlebnisse gehabt. “Diese Menschen werden oft nicht gut behandelt – und das, obwohl sie wegen langer Arbeitszeiten oft selbst richtig fertig sind. Dennoch bemühen sie sich, freundlich zu bleiben”, sagte Klünemann. Es gebe zu wenig Personal am Flughafen. “Und wer als Mitarbeiter neu anfängt, muss sich in einer solchen Geschwindigkeit einarbeiten, dass es kaum zu leisten ist”, beklagte die Seelsorgerin.