Nach AfD-Kritik beklagt Pfarrer „Pöbeleien“ – Bistum solidarisch

Nach Kritik an der AfD in einer Sonntagspredigt sieht sich ein katholischer Priester aus dem westfälischen Rheine Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt.
Nach AfD-Kritik beklagt Pfarrer „Pöbeleien“ - Bistum solidarisch

Der St.-Paulus-Dom in Münster. (Bild von inextremo96 auf Pixabay)

Nach Kritik an der AfD in einer Sonntagspredigt sieht sich ein katholischer Priester aus dem westfälischen Rheine Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt. „Es macht mich traurig, mit welcher Gehässigkeit gegen mich geschossen wird“, sagte Pfarrer Thomas Hüwe am Wochenende dem Online-Portal kirche-und-leben.de aus Münster: „Das kostet Kraft. Mit diesen Pöbeleien habe ich nicht gerechnet.“ Es zeige auch, dass Kirche keinen Schutzraum mehr biete.

Hüwe hatte sich am vergangenen Sonntag in der Kirche Sankt Johannes der Täufer kritisch zu Entwicklungen in der Gesellschaft geäußert und dabei unter anderem beklagt, es fehle oft an einem achtsamen Umgang miteinander. Davon profitierten die AfD und andere rechte Parteien. Gegen die Aussage protestierte ein Gottesdienstbesucher, wie einer von der AfD Münster verbreiteten Kopie des nicht mehr verfügbaren Gottesdienst-Streams zu entnehmen ist. Darauf antwortete der Pfarrer: „Die AfD können wir als Christen nicht unterstützen.“

Nachdem die auf dem Video nicht zu verstehende Person ankündigte, den Gottesdienst zu verlassen, bekundete Hüwe Bedauern, wenn seine Aussagen verletzt hätten. Zudem sagte er: „Gehen Sie mit Gottes Segen.“ Daraufhin ist Applaus zu hören. Die AfD Münster spricht auf ihrer Internetseite von einer „Hetztirade“ Hüwes. Sie wirft ihm vor, vollends vergessen zu haben, „was allein sein seelsorgerisches Aufgabengebiet ist“.

„Inhaltlich stehe ich zu meinen Äußerungen“, sagte Hüwe: „Es geht um Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen. Da hat Ausgrenzung keinen Platz.“ Zur AfD und zu den Angriffen und Drohungen gegen seine Person wolle er sich derzeit nicht weiter äußern: „Vielleicht dann, wenn ich nicht mehr so geschockt bin über die größtenteils anonymen Beschimpfungen“.

Das Bistum Münster solidarisierte sich mit dem Geistlichen. Selbstverständlich habe „die Frohe Botschaft Jesu Christi auch politische Implikationen“ und sei daher „nicht neutral“, sagte Bistumssprecher Stephan Kronenburg dem Online-Portal katholisch.de. Es widerspreche den Grundaufträgen der Kirche, wenn Menschen „ein fremdenfeindliches, völkisches, rassistisches und antisemitisches Weltbild haben, in dem die ethnische Zugehörigkeit überbewertet und der demokratische Rechtsstaat abgelehnt wird. Diesen Widerspruch hat der Pfarrer völlig zu Recht benannt.“ Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die AfD als rechtsextremen Verdachtsfall ein.

kna