Mit einem „Gemeinsamen Wort“ haben der Vatikan und der Lutherische Weltbund (LWB) am Dienstag an die 1999 unterzeichnete „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ erinnert.
Krakau – Mit einem „Gemeinsamen Wort“ haben der Vatikan und der Lutherische Weltbund (LWB) am Dienstag an die 1999 unterzeichnete „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ erinnert. Das am Abschlusstag der LWB-Vollversammlung in Krakau vom Präfekten des Päpstlichen Einheitsrates, Kurt Kardinal Koch, und LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt gemeinsam verlesene Dokument enthält eine Ankündigung von Lutheranern und Katholiken, ihr Engagement für die Einheit der Kirche zu verstärken.
„Katholiken und Lutheraner freuen sich gemeinsam an dem erzielten Konsens über die Rechtfertigung“, heißt es in dem Gemeinsamen Wort. „Befreit durch Gottes Gnade und Vergebung, sind wir durch Taufe und Glauben verbunden.“ Man wisse aber auch um die „Trennungsgeschichte, die wir nicht ungeschehen machen können, die aber Teil unserer Versöhnungsgeschichte werden kann“.
In dem von Koch verlesenen Teil erinnert das „Gemeinsame Wort“ auch an die Exkommunikation Martin Luthers und die Bezeichnung des Papstes als „Antichrist“ in lutherischen Bekenntnisschriften. „Die Exkommunikation Martin Luthers stellt für manche bis heute einen Stein des Anstoßes dar“, heißt es. Sie behauptet einen Platz im konfessionellen Gedächtnis – „auch wenn die Exkommunikation mit dem Tod des Reformators längst ihre unmittelbare Wirkung verloren hat und Lutheraner für Katholiken weder Feinde noch Fremde, sondern Schwestern und Brüder sind“.
In ähnlicher Weise sei die Tatsache, dass Martin Luther und die lutherischen Bekenntnisschriften das Papsttum als „Antichristen“ bezeichnen, ein Stein des Anstoßes. Das gelte, „auch wenn der Lutherische Weltbund diese Ansicht heute nicht unterstützt“. Hinter diesen beiden Beispielen stehe „letztlich die Frage nach dem Petrusdienst und die Frage nach dem Mysterium der Kirche, ihrer Einheit und ihrer Einzigkeit“, heißt es in dem Gemeinsamen Wort. „Somit müssen wir darauf bei der Fortsetzung des katholisch-lutherischen Dialogs unsere besondere Aufmerksamkeit richten“.
Aus Sicht beider Kirchen müsse nun das 500-Jahr-Jubiläum der Confessio Augustana von 1530 besonders in den Blick genommen werden. Die sogenannte Augsburger Konfession ist die erste offizielle Darstellung von Lehre und Praxis der Wittenberger Reformation. Eine gemeinsame Reflexion, so das „Gemeinsame Wort“, könnte zu einem weiteren „Meilenstein“ auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft führen, vergleichbar der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre.
Keine Aussage trifft das Dokument dagegen zu einer der brennenden ökumenischen Fragen, der Debatte um eine gemeinsame Eucharistie von Protestanten und Katholiken. Auch in einer anschließenden Podiumsdiskussion spielte diese Frage keine Rolle.