Das Erzbistum Köln beendet das Jahr 2022 zwar mit einem ordentlichen Überschuss – doch auf absehbare Zeit könnte es das letzte Mal gewesen sein.
Köln – Das Erzbistum Köln hat das vergangene Jahr zwar mit einem deutlichen Plus von rund 30 Millionen Euro abgeschlossen, wird aber wohl schon in diesem Jahr an seine Rücklagen gehen müssen. Für 2023 nämlich sei mit einem Minus von 25 Millionen Euro zu rechnen, erklärte Finanzdirektor Gordon Sobbeck am Dienstag vor Journalisten in Köln. Neben der Inflation sei das vor allem den durch Mitgliederschwund sinkenden Kirchensteuereinnahmen geschuldet.
Die stiegen im vergangenen Jahr zwar leicht um 1,6 Prozent auf 689 Millionen Euro an. Aufgrund der hohen Inflation sei die reale Finanzkraft der Erzdiözese jedoch gesunken. Deutliche Einbrüche bei der Kirchensteuer verzeichnet die Erzdiözese seit diesem Jahr – mit Stand August gibt es laut Sobbeck ein Minus von 5,7 Prozent.
Der Rückgang der Katholiken in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese sei ausgeprägter als erwartet: Hier haben laut Sobbeck rund 51.300 Menschen der Kirche den Rücken gekehrt. Auch finanziell sei das eine besondere Belastung. Insgesamt sieht der Finanzchef mehr Alarmsignale als Hoffnungszeichen: Die Entwicklung werde sich in den kommenden Jahren verschärfen.
Der Jahresüberschuss von 2022 lag deutlich unter dem des Vorjahres. 2021 endete für die Erzdiözese mit einem satten Plus von 84,7 Millionen Euro – was damals mit dem unerwarteten Aufwind der Wirtschaft begründet wurde. Das für dieses Jahr prognostizierte Defizit in zweistelliger Millionenhöhe werde zwar durch Rücklagen ausgeglichen, mittelfristig werde das Erzbistum aber nicht um Einsparungen herumkommen, sagte Sobbeck. „Rücklagen sind nur einmal da.“ Sie permanent zu verbrauchen, bewirke „einen richtigen Ressourcenverlust“.
Im vergangenen Jahr flossen laut Finanzbericht 253 Millionen Euro in die Pastoralen Einheiten der Erzdiözese – beispielsweise für das Seelsorgepersonal in den Gemeinden oder die Instandhaltung von Gebäuden. 72 Millionen Euro gingen an besondere pastorale Aufgaben etwa für Jugendliche und Erwachsene sowie geistliche Begleitung. Kitas, Schulen und weitere Bildungsbereiche erhielten 100 Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln. 58 Millionen Euro wurde der Caritas zur Verfügung gestellt.
Mit Blick auf die Zukunft rücken laut Sobbeck insbesondere die kirchlichen Gebäude in den Fokus. Hier müsse genau geschaut werden, welche langfristig finanzierbar seien. Große Investitionen stehen laut dem Finanzchef auch bei der Umsetzung der Klimaschutzziele an.