KZ-Gedenkstätten beobachten Zunahme rechtsextremer Bedrohung

Die großen KZ-Gedenkstätten in Deutschland sehen sich einer zunehmenden rechtsextremen Bedrohung ausgesetzt.
KZ-Gedenkstätten beobachten Zunahme rechtsextremer Bedrohung

Gedenkstätte Dachau –Bild von lapping auf Pixabay

Die großen KZ-Gedenkstätten in Deutschland sehen sich einer zunehmenden rechtsextremen Bedrohung ausgesetzt. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Freitag) bei den Gedenkstätten Dachau, Buchenwald, Bergen-Belsen, Neuengamme, Sachsenhausen/Ravensbrück. „Es sind derzeit bundesweit gehäuft Fälle von Vandalismus, Schmierereien und anderen Vorfällen an deutschen Gedenkstätten festzustellen“, sagte die Sprecherin der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen, Clara Mansfeld. Die Entwicklung sei besorgniserregend.

Auch andere Institutionen berichteten von Vandalismus, Hakenkreuz-Schmierereien, verstärkter Präsenz von Rechtsextremen. „Handelte es sich vor zwei Jahren noch um Vorfälle, die circa einmal im Monat zu verzeichnen waren, waren sie dann alle 14 Tage festzustellen, nun sind von uns nahezu wöchentlich Taten zur Anzeige zu bringen“, so der stellvertretende Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Rikola-Gunnar Lüttgenau. Er betonte, die kontinuierlich steigende Zahl entsprechender Vorfälle sei „ein Seismograph dafür, dass versucht wird, diese Grundfeste der heutigen Bundesrepublik ins Rutschen zu bringen“.

Die Vorfälle beschränkten sich nicht nur auf Gelände und Räumlichkeiten, erläuterte die Sprecherin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Verena Bierl. „In den letzten Jahrzehnten kam es unter anderem zu einer Verlagerung von Angriffen und Störungen in den digitalen Raum.“ Diesen Eindruck teilen den Angaben zufolge auch andere Gedenkstätten. „Die Grenzen des Sagbaren werden seit einiger Zeit verschoben und demokratiefeindliche und rechtsradikale Ansichten erscheinen hoffähig geworden zu sein“, beklagte eine Sprecherin der Gedenkstätte Bergen-Belsen.

Eine aktuelle Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass Menschen in Deutschland für rechtsextreme und demokratiefeindliche Einstellungen empfänglicher geworden seien. Der Anteil der Bürger mit einer klar rechtsextremen Orientierung habe sich im Vergleich zu den Vorjahren auf etwa acht Prozent verdreifacht, heißt in der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung.

kna