Die Korrupten verunsichern und bei der Wahrheitsfindung bis zum Äußersten gehen – das fordert der Papst von den Mitarbeitern seiner Vatikan-Justiz. Immer wieder haben die mit spektakulären Fällen zu tun.
Vatikanstadt – Papst Franziskus hat am Samstag das Gerichtsjahr im Vatikan eröffnet. Dabei rief das Kirchenoberhaupt die Mitarbeiter des Tribunals zu persönlichem Mut auf. Denn dieser verunsichere die Korrupten, so der Papst in seiner Rede. Aufgrund seiner aktuellen Atemwegserkrankung ließ Franziskus die Ansprache von einem Mitarbeiter verlesen. „Ohne diesen gesunden Mut läuft man Gefahr, der Resignation nachzugeben und am Ende viele kleine und große Missstände zu übersehen“, warnte das Kirchenoberhaupt in dem Text.
Besonders als Mitarbeiter der Justiz brauche es zudem Mut, „um bei der strengen Ermittlung der Wahrheit bis zum Äußersten zu gehen und dabei nicht zu vergessen, dass Gerechtigkeit zu üben immer ein Akt der Nächstenliebe ist“, so die Rede weiter. Dies gelte auch, wenn ein besonders schwerwiegendes und skandalöses Verhalten zutage trete und sanktioniert werden müsse – umso mehr, wenn es innerhalb der christlichen Gemeinschaft geschehe.
Man brauche Mut, wenn man sich für ein ordentliches Verfahren ein- und der Kritik aussetze. Die Stärke der Institutionen und die Festigkeit der Rechtsprechung zeigten sich in der Abgeklärtheit des Urteils, der Unabhängigkeit und der Unparteilichkeit derjenigen, die in den verschiedenen Stadien des Prozesses zum Urteil berufen seien.
Zuletzt Mitte Dezember war das Gericht der Vatikanstadt Gegenstand internationaler Berichterstattung. Vor knapp drei Monaten endete dort ein historischer Finanzprozess mit zehn Angeklagten. Erstmals in der Kirchengeschichte war dabei ein Kardinal in einer Strafsache verurteilt worden. Insgesamt habe man 2023 knapp doppelt so viele Fälle behandelt, wie im Jahr zuvor, so Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi in seiner Ansprache am Samstag.