Oberhausen: Kritik an stadtweiter Pfarrei

Bis Ende 2025 sollen die derzeit vier Pfarreien zur stadtweiten „Katholischen Kirche Oberhausen“ zusammengeführt werden. Daran gibt es Kritik aus einem Pfarreigemeinderat.

Bis Ende 2025 sollen die derzeit vier Pfarreien zur stadtweiten „Katholischen Kirche Oberhausen“ zusammengeführt werden. Daran gibt es Kritik aus einem Pfarreigemeinderat.

In der Kirche St. Johannes Evangelist fand am 24. Februar 2924 der letzte Gottesdienst statt. –Foot: Wilmes

Oberhausen – „Das war ein gut gestalteter, angemessener Gottesdienst zum Abschied von unserer alten Kirche.“ Christoph Rummel, 56 Jahre alt und Vater von drei mittlerweile erwachsenen Kindern, gehörte zu den zwölf ehemaligen Altardienern, die in den vorderen Bänken von St. Johannes Evangelist die letzte Messe verfolgten. Zuletzt diente er hier vor gut 20 Jahren mit Freunden zum Abschied des damaligen Pfarrers Heinrich Franke. Das Thema „Veränderung in der Kirche“, das dem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Johannes Evangelist zu Grunde lag, ist ihm ein wichtiges Anliegen. „Wir haben in unserer Kirche zu lange an zu alten Formaten festgehalten“, sagt Rummel. Mindestens Menschen, die noch im Arbeitsalter stünden, seien aber gefragt, sich jetzt bewusst mit neuen räumlichen und inhaltlichen Fragen zur Kirchenzukunft auseinanderzusetzen. „Zugleich müssen wir auf die achten, die nicht mehr so mobil sind.“

Die nächste Reform steht bevor

Der ehemalige St.-Johannes-Kirchenvorsteher weiß um die immer kleiner werdenden Gemeinden. „In Groß-St. Marien etwa stehen wir sogar schon bald vor der nächsten Reform.“ Es gelte aber trotzdem, „dass wir uns bewusst für unseren Glauben einsetzen“, auch wenn man nur noch eine gesellschaftliche Minderheit sei. „Wir müssen dafür Komfortzonen verlassen und brauchen bei allen Umbrüchen offene Gemeinden und Menschen, die andere mitten in ihrer Stadt auch für kirchliches Leben begeistern.“ Er sieht die Kirche „fast in einer Art Kernschmelze“. Das frühere Mitglied des Kirchensteuerrates im Bistum Essen setzt darauf, dass Christen durch diesem Schmelzprozess auch wieder Energie gewinnen können.

Wie Rummel will Gabriele Bronkalla, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Marien, das Gemeinde- und Pfarrleben unter neuen Voraussetzungen offen gestalten. Sie erläutert: „Wir sind einerseits froh, dass wir im Schladviertel das Zentrum im alten Pfarrhaus renovieren und jetzt nutzen können. Wir haben Gottesdienstleiterinnen, die hier zusätzlich zu den Messen in St. Marien Wortgottesdienste im alten Pfarrhaus anbieten können.“ Dazu soll es weiter die Taizé-Gebete und -Abende geben. „Der älteren Generation der über 70-Jährigen wird dennoch viel von St. Johannes fehlen. Wir müssen da Verständnis haben.“

In Oberhausen existiert bereits Zusammenarbeit

Andererseits stehen aus Sicht vieler beispielhaft für einen guten Neuanfang die Messdienerinnen und Messdiener, die sich „Marhannes“ nennen. Die Ministranten aus St. Marien und St. Johannes Evangelist wurden schon vor gut fünf Jahren von Gemeindereferentin Claudia Schwab zusammengeführt. Sie unternehmen über den Altardienst hinaus gemeinsam auch regelmäßige Ausflüge. Zur Zukunft der Pfarreien in den Städten und Kreisdekanaten des Bistums hat Gsabriele Bronkalla eine klare Meinung: „Zusammenarbeit in Oberhausen gibt es zwischen St. Marien und der City-Pfarrei Herz Jesu bereits durchaus erfolgreich. Wir können darauf aufbauen.“ Eine Stadtkirche mit vielleicht nur einer Pfarrei lehne sie aber ab.

Die Gemeinschaft zusätzlich mit Osterfeld und Sterkrade, wie sie jetzt diskutiert wird, ist aus Gabriele Bronkallas Sicht aktuell wenig sinnvoll, persönliches Zusammenwachsen müsse auch räumlich gelebt werden. „Eine stadtweite Pfarrei und eine zentrale Leitung dieser Kirche vernachlässigt, dass Menschen sich persönlich für ihre Kirche gerade abseits von Strukturen zwischen Mülheim bis Walsumermark und Holten lieber einbringen.“

rwm