Bildungs-Verband sieht sprachliche Erziehung in Kitas gefährdet

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) kritisiert einen Fachkräftemangel in Kindertagesstätten. Dadurch gehe wertvolle Zeit für die sprachliche Bildung verloren.
Bildungs-Verband sieht sprachliche Erziehung in Kitas gefährdet

Symbolfoto: Pixabay

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) kritisiert einen Fachkräftemangel in Kindertagesstätten. Dadurch gehe wertvolle Zeit für die sprachliche Bildung verloren, erklärte der Verband am Dienstag auf dem Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK) in Düsseldorf. „Wo kaum die Betreuung gewährleistet werden kann, bleibt die individuelle Förderung sprachlicher Kompetenz eine Wunschvorstellung“, sagte der stellvertretende VBE-Bundesvorsitzende Tomi Neckov. Die Politik müsse durch Personalkampagnen, angemessene Bezahlung und den Einsatz von multiprofessionellen Teams die Kitas personell stärken.

Zum Kongress hatte der VBE den jährlichen DKLK-Meinungstrend eingeholt. Hierbei wurden zwischen Oktober 2023 und Januar 2024 über 3.000 Kitaleitungen online befragt. 54,7 Prozent der Leitungen und damit rund 10 Prozent weniger als im Vorjahr gaben an, dass ihre Kita in den zurückliegenden zwölf Monaten in mehr als 20 Prozent der Betreuungszeit in Personalunterdeckung arbeitete. 14,5 Prozent der Kitaleitungen (3,9 Prozent weniger als 2023) sagten, in über 60 Prozent der Zeit in „aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung“ zu arbeiten.

Aus Sicht von 84 Prozent der Befragten hat sich der Personalmangel im letzten Jahr verschärft. Drei von vier Befragten meinten, deshalb Personal beschäftigt zu haben, das vor Jahren wegen unzureichender Qualifikation nicht eingestellt worden wäre.

Laut VBE behandelte der Meinungstrend in diesem Jahr besonders die sprachliche Bildung. Ein Drittel der Kitas verfüge nicht über eine qualifizierte Fachkraft auf diesem Gebiet.

Nach Einschätzung von 63,5 Prozent der Kitaleitungen beherrschen ihre Betreuer nicht die Sprachen der Kinder. Im Schnitt würden in einer Kita sechs Sprachen gesprochen; die Betreuer könnten in der Regel drei. Da Sprache ein Schlüssel für Integration sei, müsse die Politik hier die Fördermöglichkeiten ausbauen. Je ein Drittel der Kitaleitungen erklärte, dass es aktuell Angebote individueller Sprachförderung gibt oder Sprachförderung in kleinen Gruppen.

Besonders die Kleingruppenförderung könne gute Erfolge erzielen, sagte Neckov. „Dafür braucht es jedoch qualifiziertes Personal und Zeit. Und das haben viele Kitas nicht.“

Weiter erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende, wenn die Politik Sprachstandtests fordere und sich um die Bildungsqualität in Grundschulen sorge, müsse ein Umdenken erfolgen. Es liege nicht am Kind, wenn es sprachlich nicht einschulungsfähig sei, sondern in der Verantwortung der Entscheidungsträger.

kna