Während die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe mit Hühnerhaltung hierzulande seit Jahren auf einem niedrigen Niveau ist, halten sich inzwischen viele Privatleute ein paar Hühner in ihren Gärten.
Bonn – Nicht nur Promis wie Fußballer David Beckham oder Nachrichtensprecherin Judith Rakers sind aufs Huhn gekommen. Während die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe mit Hühnerhaltung hierzulande seit Jahren auf einem niedrigen Niveau ist, halten sich inzwischen viele Privatleute ein paar Hühner in ihren Gärten.
„Das Gackern der Hühner im Garten und frische Eier (fast) jeden Tag vermitteln ein besonderes Lebensgefühl“, schreibt Christian Naudain-Huet in seinem Buch „Hühner-Glück“. Private Hühnerhaltung ist für ihn ein Schritt, sich „wieder mit Mutter Erde zu verbinden“. Eier von eigenen Hühnern – diesen Traum könne jede und jeder auch ohne „ausuferndes Spezialwissen“ verwirklichen.
Allerdings sollte man sich Hühner nicht aus einer Laune heraus anschaffen. So liegen die täglich frischen Eier von glücklichen Hühnern nicht automatisch im Nest. Naudain-Huet legt in seinem so übersichtlichen wie verständlichen Leitfaden dar, was es etwa über artgerechte Haltung zu wissen gilt.
Kein klassisches Haustier
Zeit für die Stallpflege – mindestens zweimal 15 Minuten täglich – ist eine Grundvoraussetzung. Und die Bereitschaft, sich auf das gefiederte Gegenüber einzulassen, das kein klassisches Haustier, wohl aber ein sensibles Wesen sei. Neben dem richtigen Futter, ausreichend Wasser, Schutz vor Regen, Hitze und wildernden Tieren sollten Hühnerhalter ihren gefiederten Mitbewohnern auch täglichen Freilauf und ein Sand- oder Staubbad anbieten. Das befreie das Gefieder nicht nur von Parasiten und überschüssigem Fett, „sondern macht ihnen auch Spaß“. Manche Hühner nutzten auch gerne eine Schaukel zum Chillen.
Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes, plädiert vor der Anschaffung von Hühnern ebenfalls für entsprechende Sachkunde. Hühner verfügten über individuelle Persönlichkeiten und seien soziale Wesen, die gerne in kleinen, strukturierten Gruppen leben – idealerweise mit einem Hahn. Zum Wohlfühlen brauchen die Tiere laut Schmitz einen überdachten, geschützten Stall „mit Einstreu, ausreichend Nestern, Rückzugsmöglichkeiten, Beschäftigungsmaterial und Sitzstangen“.
Zudem erforderlich ist eine eingezäunte, befestigte Freilauffläche. Diese sollte genug Platz zum Laufen, Scharren und Picken bieten und neben Rasen über trockene Erde, Sand, schattenspendende und rückzugbietende Büsche sowie „Deckungsmöglichkeiten“ vor Sonne und Greifvögeln verfügen.
Für Anfänger und Familien empfiehlt Experte Naudain-Huet die Braune Legehenne und andere sogenannte Hybridhühner: Sie sind preiswert und legen besonders in den ersten zwei Jahren viele Eier. Wer zum Erhalt alter Hühnerrassen beitragen möchte, dem rät er zu Rassehühnern. Funfact zu Ostern: Bestimmte Rassen – sogenannte Easteregger oder auch Buntleger – liefern bunte Eier, etwa in braun, rosa, grün, türkis oder bordeaux.
Erste Erfahrungen mit Leihhünern
Ist die Hühnerhaltung überhaupt etwas für mich? Leihhühner können helfen, erste Erfahrungen mit Federvieh zu sammeln. Niko Riggers etwa vermietet seine Zwerg-Seidenhühner wochenweise – an Privatpersonen, die sich für die Tiere interessieren, aber auch an Kindergärten, Familienzentren und Seniorenheime.
Hühner seien gute Tiere zum Beobachten, „sie fressen zwar aus der Hand und lassen sich auch mal streicheln, aber durch die Gegend tragen lassen sie sich nicht besonders gern“. Gerade Menschen mit Demenz erinnern sich durch ihren Anblick oft wieder an die Kindheit und eigene Erfahrungen mit Hühnern. Und Kinder können lernen, dass Eier nicht aus dem Supermarkt kommen.
Vier bis fünf Tiere mitsamt Equipment wie Stall und Steckzaun bringt Riggers zu seinen Kunden, Einweisung inclusive. Seine gefiederte Belegschaft pendelt zwischen Berlin, Kiel, Krefeld und Hannover. Etwa zehn Prozent der Kunden legten sich danach eigene Hühner zu. Der Hühner-Hype ebbe seit rund zwei Jahren aber eher wieder ab, beobachtet Riggers: Viele Privatpersonen hätten ihre Tiere inzwischen wieder abgegeben – „die Leute merken, es macht doch Arbeit“.
Wer zu der Erkenntnis kommt „Eier ja, Hühner nein“, kann auch eine Hühnerpatenschaft übernehmen. Die liegen in Zeiten bewussteren Konsums im Trend. Vielerorts bieten Hühnerhalter diese inzwischen an. Für einen festen Betrag gibt’s ein Abo für frische Freilandeier.
Etwa bei Florian Meier im oberbayerischen Aschheim. Im Abo enthalten: Patenschaftsurkunde, umweltfreundliche Mehrwegverpackung und Coupons für die wöchentliche Abholung im Hofladen. Manche Paten kämen jede Woche am Stall vorbei, um nach den rund 50 Tieren zu sehen. „Das ist für die Leute ein gutes Gefühl.“