Erst regte er sich nicht, nach ein paar Wassergaben konnte er wieder torkeln: In Oberbayern musste ein Igel ausnüchtern, nachdem er sich an Likör gelabt hatte. Seine Retterin richtet nun einen Appell an ihre Mitmenschen.
Neuburg an der Donau – Ei, ei, ei, was für eine Geschichte: Im oberbayerischen Neuburg an der Donau hat eine Frau einen betrunkenen Igel gerettet. „Er lag regungslos mit der Schnauze in einer gelblichen Substanz“, sagt Claudia Hopf. Die 58-Jährige hat das Stacheltier kürzlich entdeckt, als sie morgens ins Fitnessstudio fahren wollte, wie sie erzählt. „Dann aber sah ich auf dem Weg zum Auto den Igel liegen.“ Plötzlich also waren für Hopf nicht etwa Hanteln und Hüpfseile angesagt, jetzt hieß es: Helfen! Zum Glück ist Hopf in dieser Hinsicht vom Fach, schließlich arbeitet sie als Altenpflegerin.
Igel zum Ausnüchtern in eine Kiste gesteckt
„Einen Igel behandelt hatte ich allerdings noch nie“, sagt sie. Zwar habe sie schon mehrfach verletzte Vögel zum Tierschutz gebracht, doch so ein stacheliger Säuger sei für sie Neuland gewesen. Berührungsängste kannte Hopf trotzdem nicht. „Ich habe das Tier vorsichtig angestupst und siehe da, da hat es sich dann auch ein bisschen bewegt.“ Dennoch habe sie den Igel nicht einfach seinem Schicksal überlassen wollen. „Ich habe stattdessen ein paar alte Handtücher aus meinem Auto geholt, damit den Igel hochgehoben und zu meiner Tochter gebracht, die gleich um die Ecke im Erdgeschoss wohnt und eine Terrasse hat.“
Dort steckten Mutter und Tochter den Igel zum Ausnüchtern in eine Kiste. „Inzwischen war uns nämlich klar geworden: Diese gelbe Substanz auf dem Gehsteig, das war wohl keine Vanillesoße, wie ich zuerst gedacht hatte“, berichtet Claudia Hopf. „In der Kiste torkelte der Igel nämlich ordentlich hin und her. Das gelbe Zeug war vermutlich Eierlikör.“
Der Igel hatte mithin einen Kater und musste erst mal im Kopf klar werden. „Wir haben uns im Internet darüber informiert, was man in so einem Fall am besten tun kann“, so Hopf. Sie und ihre Tochter hielten dem Tier daraufhin immer wieder Wasserspritzen ans Maul. „Und die Reflexe haben funktioniert: Er hat ordentlich gesoffen, er hatte wohl Nachdurst!“
Rausch ausgeschlafen
Nach einigen Stunden in der Kiste sei der Igel dann schon wieder so fit gewesen, dass er es geschafft habe, auszubüxen, erzählt Hopf. „Aber als er dann durch den Garten lief, war das Torkeln längst noch nicht vorbei. Wir haben ihn zurückgeholt, ihm noch an die 15 Zecken rausgezogen, und dann hat er sich in seiner Kiste erst mal schlafen gelegt.“
Was denkt man denn eigentlich, wenn man so ein Tier in so einem possierlichen Zustand vor sich hat? „Mei“, antwortet Claudia Hopf. „Was geht einem da durch den Kopf? So was wie: ‚Na, hast ordentlich gefeiert!?'“ Hopf lacht. „Ich dachte auch: ‚Ostern steht vor der Tür, ist doch schön, dass der Igel das auch noch erleben darf!'“
Ostern, das Fest der Auferstehung – das hat der Igel einfach etwas vorgezogen. „Nachdem er morgens noch regungslos war, ging’s ihm am Abend schon wieder so gut, dass wir ihn freigelassen haben“, erzählt die Tierretterin. Dann sei er davongewackelt. „Ich habe ihm noch ein wenig Katzenfutter rausgestellt, aber zurückgekehrt ist er nicht mehr.“
Appel nach Igel-Rettung: „Lasst euren Müll nicht in der Natur herumfliegen“
Also Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Claudia Hopf möchte einen Appell an ihre Mitmenschen loswerden: „Lasst euren Müll nicht in der Natur herumfliegen! Hebt und wischt auf, was euch auf den Boden fällt! Denn dieser Dreck kann zur Gefahr für Tiere werden.“
Woher der Eierlikör stammt, von dem der Igel gekostet hat? Darüber könne sie nur spekulieren, sagt Hopf. „Vielleicht haben Jugendliche unterwegs was getrunken und verschüttet?“ Diese Geschichte sei ja nun zum Glück glimpflich ausgegangen, fügt sie hinzu. „Aber zum Beispiel an Plastikmüll sterben immer wieder Tiere, weil sie sich darin verheddern oder daran verschlucken und vergiften. Das muss doch wirklich nicht sein, das kann doch niemand wollen.“