Studie: Baby-Boomer verschärfen Personalnot in Pflege deutlich

In der Pflege droht Personalmangel. Weil Deutschland altert, werden mehr Pflegekräfte benötigt. Doch auch aus ihren Reihen gehen immer mehr in Rente.
Pflegebeauftragte fordert Entlastung für häusliche Pflege

–Symbolfoto: eliola/Pixabay

Der Renteneintritt der Babyboomer stellt die Pflege in Deutschland vor große Herausforderungen. Weil in den kommenden Jahren auch immer mehr Pflegekräfte in Rente gehen, könnte die Personalnot in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen nochmals drastisch steigen, heißt es in dem am Dienstag in Berlin veröffentlichten DAK-Pflegereport.

Den Wissenschaftlern zufolge kommt es in einigen Bundesländern schon ab 2029 zu sogenannten Kipppunkten, an denen der Pflegenachwuchs die altersbedingten Berufsaustritte nicht mehr auffangen kann. Schon jetzt sei der Arbeitsmarkt vielfach leer gefegt. Weil die Zahl der Pflegebedürftigen weiter zunimmt, drohen laut Studie schon im kommenden Jahr weiter steigende Beiträge.

2023 gab es laut Studie über 1,14 Millionen professionell Pflegende in Deutschland. Mehr als 249.500 oder jeder Fünfte von ihnen erreiche in den nächsten zehn Jahren das Rentenalter, heißt es. In jedem Bundesland müssten dann um die 20 Prozent des Personals ersetzt werden – der Bedarf variiert laut DAK zwischen 19,7 Prozent in Sachsen und 26,5 Prozent in Bremen. „In einzelnen Bundesländern werden noch in diesem Jahrzehnt Kipppunkte erreicht, an denen deutlich mehr Pflegende in den Ruhestand gehen als Nachwuchskräfte in den Beruf einsteigen“, so der Report. In Bremen und Bayern werde dies bereits 2029 der Fall sein.

Die Krankenkasse rechnet zudem bereits für das vierte Quartal 2024 mit deutlichen Finanzierungslücken der Pflegekassen – auch weil der Bund die Pflegekassen mit versicherungsfremden Leistungen belaste. Das mache Beitragssatzerhöhungen voraussichtlich noch vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr gesetzlich erforderlich, sagte der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit, Andreas Storm. Zuvor hatte im März auch die AOK erklärt, es drohten 2025 neue Milliardenlöcher für die Pflegeversicherung. Eine Beitragserhöhung sei absehbar.

Zur Stabilisierung der Pflegeversicherung hatte der Bundestag im vergangenen Jahr eine Reform beschlossen. Die Finanzen sollten eigentlich bis 2025 abgesichert sein. Der Beitrag für Kinderlose stieg auf 4 Prozent und für Beitragszahler mit einem Kind auf 3,4 Prozent. Der Arbeitgeberanteil ging auf 1,7 Prozent herauf. Bei mehr Kindern sinkt der Beitrag. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte eine Kommission eingesetzt, die bis Ende Mai Vorschläge für eine grundsätzliche Reform der Pflegeversicherung vorlegen soll.

kna