Kleinere Krankenhäuser sollen auch ambulant behandeln dürfen

Kleinere Krankenhäuser in Deutschland sollen künftig verstärkt Patienten ambulant behandeln dürfen.
Kleinere Krankenhäuser sollen auch ambulant behandeln dürfen

–Symbolfoto:visionart.av/pexels

Kleinere Krankenhäuser in Deutschland sollen künftig verstärkt Patienten ambulant behandeln dürfen. Die “Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung” sprach sich am Freitag in Berlin dafür aus, die Sektorengrenzen zwischen dem ambulanten und stationären Bereich im Gesundheitswesen zu überwinden. Dazu sollen auch ein sogenanntes Primärarztsystem aufgebaut und die Versorgung regional und gemeinsam für den ambulanten und den stationären Bereich geplant werden.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte: “Um das System fit zu machen für die Behandlung der Babyboomer-Generation, müssen wir ambulante und stationäre Versorgung besser aufeinander abstimmen.” Unnötige Krankenhausaufenthalte, fehlende Abstimmung zwischen Arztpraxis und Klinik sowie unnötiger Personaleinsatz seien weder im Interesse der Patienten noch der Behandelnden und schon gar nicht im Interesse der Gemeinschaft, hieß es. “Ein ineffizientes System können wir uns nicht mehr leisten.”

Tom Bschor, Leiter der Regierungskommission, verwies auf den sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Deshalb sei es wichtig, Behandlungen wo immer möglich ambulant statt vollstationär durchzuführen, den deutschen Sonderweg der doppelten Facharztschiene kritisch zu hinterfragen und die gezielte Behandlungssteuerung im Rahmen eines Primärarztsystems zu fördern.

Konkret schlägt die Kommission vor, Krankenhäuser aufzubauen, die vorrangig ambulante Behandlung anbieten. Sie sollen von den Bundesländern geplant werden. Diese Standorte sollen auch Platz bieten für vielfältige Gesundheitsangebote wie Apotheken, Arztpraxen, Medizinische Versorgungszentren, Gesundheitskioske, Sanitätshäuser und andere Gesundheitsberufe.

Mittel- und langfristig soll dann nach den Vorstellungen der Kommission ein sogenanntes Primärarztsystem aus Allgemeinmedizinern, Internisten, Pädiatern, Gynäkologen und Psychiatern aufgebaut werden, an die sich Patienten im Krankheitsfall immer zuerst wenden, um dann möglicherweise weiter überwiesen zu werden. Damit soll die Gesundheitsversorgung besser gesteuert werden.

Darüber hinaus schlägt die Kommission den Aufbau einer flächendeckenden Versorgung durch qualifiziertes Pflegefachpersonal vor. Diese Pflegekräfte sollen dann auch Tätigkeiten übernehmen können, die bislang Ärzten vorbehalten sind.

Die im Koalitionsvertrag vorgesehene Regierungskommission wurde im Mai 2022 eingerichtet, um Reformen im Krankenhausbereich anzugehen. Die Expertenkommission hat bislang zehn Berichte mit Empfehlungen vorgelegt.

kna