Menschenmengenforscherin: Die meisten helfen einander in der Not

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Nach Einschätzung von Sozialpsychologin Anna Sieben sind die meisten Menschen bereit, einander in Notsituationen im öffentlichen Raum zu helfen.
Menschenmengenforscherin: Die meisten helfen einander in der Not

Symbolbild –Foto: pixabay

Nach Einschätzung von Sozialpsychologin Anna Sieben sind die meisten Menschen bereit, einander in Notsituationen im öffentlichen Raum zu helfen. Anders als oft vermutet seien viele Menschen in gefährlichen Situationen hilfsbereit.

Als Beispiel nannte sie die Loveparade, bei der 2010 in Duisburg 21 Menschen starben und mehr als 600 zum Teil schwer verletzt wurden. “Wir haben damals viele Menschen gesehen, die unter Einsatz des eigenen Lebens versucht haben, den Menschen, die ohnmächtig wurden, zu helfen, indem sie sie zum Beispiel hoch über die Menge gehalten haben”, sagt Sieben. Sie ist neue Professorin für Sozialpsychologie in der zivilen Sicherheitsforschung an der Bergischen Universität Wuppertal.

Es gelte, mit falschen Eindrücken aufzuräumen, sagte Sieben weiter. “Menschen verhalten sich nicht wie Kuhherden oder andere Tiere. Und Menschen geraten in einer Menge auch nicht in Massenpanik, nur weil ein anderer panisch wird. Das glauben aber viele.”

Das Verhalten von Menschen in einer Menge sei dagegen sehr spezifisch. “Der Mensch ist meistens in der Lage, sein Verhalten mit anderen abzustimmen”, erklärt die Wissenschaftlerin. “In Menschenmengen versuchen sich Menschen sozial angemessen zu verhalten. Und meistens funktioniert das auch gut.”

Allerdings könne es Situation geben, in denen sich die sozialen Regeln änderten. Als Beispiel nannte Sieben das Verhalten von Menschen beim Ein- oder Aussteigen von Zügen oder U-Bahnen. Hier gelte eigentlich die Regel: erst aussteigen lassen, dann selbst einsteigen.

“Das läuft aber nicht immer so ab. Manchmal wird diese Norm nicht eingehalten, und jemand drängelt sich an den anderen vorbei und rein.” Dies könne dazu führen, dass andere diesem Verhalten folgten. “Höflichkeit zählt dann nicht mehr viel, jeder kämpft für sich. Dadurch wird die Situation stressiger und kann auch gefährlich werden.”

Um ungute Dynamiken zu vermeiden, müssten vor allem bei Großveranstaltungen möglichst gerechte Lösungen für die Besucher etwa bei Einlasskontrollen gefunden werden. “Bei Einlässen von Konzerten etwa ist die Situation oft emotional aufgeladen, zum Beispiel bei Teenager-Fans. Da muss man unbedingt sicherstellen, dass nicht jemand unter dem Gatter durchkriecht, um schneller rein zu kommen. Die Wahrung der Gerechtigkeit ist hier sehr wichtig.”

kna

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