Die beiden großen Kirchen in Deutschland sehen sich in der Verpflichtung, immer stärker zusammenzuarbeiten.
Frankfurt – Die beiden großen Kirchen in Deutschland sehen sich in der Verpflichtung, immer stärker zusammenzuarbeiten. „Eine sehr große Mehrheit aller Kirchenmitglieder erwartet, dass die Kirchen mehr zusammenarbeiten und nicht das eigene konfessionelle Profil pflegen oder sogar schärfen“, heißt es in einem gemeinsamen Beitrag, den die beiden für Ökumene zuständigen Bischöfe in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag) veröffentlicht haben.
In einem Papier von Mitte März unter dem Titel „Mehr Sichtbarkeit in der Einheit und mehr Versöhnung in der Verschiedenheit“ hatten die beiden großen Kirchen in Deutschland angekündigt, sie wollten künftig häufiger mit einer Stimme auftreten. Es gehe um eine „sichtbare Einheit in versöhnter Verschiedenheit“.
In dem Zeitungsbeitrag schreiben der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige und der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, von einem „Paradigmenwechsel“. „Ökumene wird nicht von einer statischen Zielbestimmung der Einheit her verstanden, die es irgendwann einmal zu erreichen gilt, sondern als ein dynamischer Prozess“, so die beiden Vorsitzenden des Kontaktgesprächskreises der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Beide räumen ein, dass es weiter Differenzen zwischen beiden Kirchen gebe – etwa in ethischen Fragen. „Im Dialog miteinander ist es nötig, sich dies nüchtern zuzugestehen und solche begrenzten Dissense nicht gleich als das Ende der Ökumene zu markieren“, heißt es. „Stattdessen sehen wir es als unsere Verpflichtung an, immer wieder das Gespräch miteinander zu suchen und anzustreben, in Wort und Tat gemeinsam das Evangelium in dieser Welt zu leben und zu bezeugen.“
Feige und Jung verweisen darauf, dass die Ökumene in vielen Gemeinden und auf der Ebene der Kirchenleitungen gelebt werde und es in allen Bereichen erfreulicherweise viel Gemeinsames gebe. „Die ökumenischen Beziehungen sind gewachsen und fast selbstverständlich.“ Öffentliche Stellungnahmen und die Einführung konfessionell-kooperativen Religionsunterrichtes gehörten dazu, auch manche Zusammenarbeit zwischen Caritas und Diakonie.
Beide Repräsentanten verweisen auch auf das gemeinsame Engagement vor Ort gegenüber Geflüchteten, Migranten und anderen Bedürftigen, in der Telefonseelsorge oder in der Militär- und Polizeiseelsorge. „Beide Kirchen bringen sich, oft auch zusammen mit anderen christlichen Kirchen, aktiv in der Zivilgesellschaft ein – momentan vor allem in Initiativen, die sich gegen Rechtsextremismus für Vielfalt und Demokratie einsetzen.“ Ökumenische Gottesdienste gehörten vielerorts zum gottesdienstlichen Leben – insbesondere dann, wenn es darum gehe, gesellschaftliche Ereignisse zu begleiten.