Im Missbrauchskomplex um den katholischen Priester Edmund Dillinger (1935-2022) aus dem Bistum Trier will das Auswärtige Amt nun offenbar doch mithelfen, mögliche weitere Taten in Afrika aufzudecken.
Saarbrücken/Trier – Im Missbrauchskomplex um den katholischen Priester Edmund Dillinger (1935-2022) aus dem Bistum Trier will das Auswärtige Amt nun offenbar doch mithelfen, mögliche weitere Taten in Afrika aufzudecken. Der Saarländische Rundfunk (SR) berichtete am Dienstagabend, das Außenministerium wolle sich nach mehreren vergeblichen Anfragen der Sonderermittler jetzt doch einschalten.
Dillinger, der die Hilfsorganisation CV-Afrika-Hilfe gegründet hatte, war auch in vielen afrikanischen Ländern tätig. „Mögliche Erkenntnisse aus noch laufenden Erkundigungen in afrikanischen Ländern sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden“, hatten die im Auftrag der Aufarbeitungskommission tätigen Juristen Jürgen Brauer und Ingo Hromada bei der Vorstellung ihres Abschlussberichts am vergangenen Dienstag erklärt. Es sei aber enttäuschend, „dass verschiedene Stellen, so zum Beispiel das Auswärtige Amt, Bitten um Auskunft oder Unterstützung völlig ignoriert“ hätten.
Jetzt aber, so der SR, habe das Ministerium erklärt, man unterstütze ausdrücklich das Ziel der rechtlichen Aufarbeitung von Sexualdelikten deutscher Staatsbürger an Minderjährigen auch im Ausland. Zwar könne kein Rechtshilfeersuchen gestellt werden, da es kein Strafverfahren gegen den verstorbenen Geistlichen gebe. Aber man wolle Möglichkeiten prüfen, die Kommission anderweitig zu unterstützen.
Die Suche der Aufarbeitungskommission in Ländern wie Tunesien, Togo und Kamerun konzentriert sich laut SR auf mögliche Opfer und Zeugen. Die Ermittler wollten dabei mit Hilfe des Auswärtigen Amts unter anderem wissen, welche nicht-staatlichen Organisationen in Afrika Unterstützung für Missbrauchsopfer leisten. Staatliche Stellen wolle man aber nicht einbeziehen. Da Homosexualität in einigen Teilen Afrikas unter Strafe steht, befürchteten die Ermittler mögliche negative Folgen für Zeugen.
Nach Erkenntnissen der Sonderermittler hat Dillinger zwischen 1961 und 2018 in Deutschland mindestens 19 Personen sexuell missbraucht. Außerdem seien „sehr viele Personen“, deren Zahl nicht annähernd zu beziffern sei, Opfer von sexuell motiviertem Verhalten Dillingers geworden, „indem sie in sexualisierten Posen fotografiert wurden, Berührungen in allen Körperregionen ausgesetzt waren oder Annäherungsversuche abwehren mussten“. Die 96-seitige Studie kommt zu dem Schluss, „dass Dillinger über Jahrzehnte das Gegenteil dessen vorlebte“, was er predigte.