Um die Zahl der Organspender zu erhöhen, ist nach Auffassung des Tübinger Moraltheologen Franz-Josef Bormann mehr Aufklärung nötig.
Osnabrück – Um die Zahl der Organspender zu erhöhen, ist nach Auffassung des Tübinger Moraltheologen Franz-Josef Bormann mehr Aufklärung nötig. So sei etwa die Sorge unbegründet, dass man als Organspender medizinisch unterversorgt werden könne, sagte das Mitglied des Deutschen Ethikrats im Interview der Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. „Eher ist das Gegenteil der Fall, da spezielle Medikamente verabreicht werden müssen, um die Qualität der Organe über meinen Tod hinaus bestmöglich zu schützen.“
Wenn jemand in seiner Patientenverfügung bestimmte intensivmedizinische Maßnahmen ausschließt, kann es laut Bormann zu Widersprüchen mit seiner Bereitschaft zur Organspende kommen. „Auch hier bedarf es der verbesserten Aufklärung.“
In den ersten vier Monaten dieses Jahres gab es etwas weniger Organspender als im gleichen Zeitraum 2023. Die vorläufige Statistik verzeichnet für Januar bis April bundesweit 292 postmortale Organspender, das sind 19 weniger als 2023, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation in Stuttgart kürzlich mitteilte. Am 1. Juni findet in Deutschland der jährliche Tag der Organspende statt, mit dem Verbände auf das Thema aufmerksam machen wollen.
Nach dem eigenen Tod seine Organe zu spenden, ist für den Theologen Bormann ein Ausdruck von Nächstenliebe. Die Bereitschaft dafür sei ein gutes Werk – aber nicht verpflichtend, auch nicht für Christen. „Die Organspende muss als freiwilliges und wohlüberlegtes Geschenk erkennbar bleiben.“
Eine Widerspruchslösung, bei der Menschen einer Organentnahme aktiv widersprechen müssten, hält Bormann deshalb für falsch. „Organspende ist ein so großes Geschenk, dass ihre Grundlage ein bewusster Akt des Ja-Sagens sein muss, nicht ein vergessenes Nein. Menschen müssen davon überzeugt, nicht dazu übertölpelt werden“, so der Ethiker.