Der Kölner Erzbischof Woelki reformiert sein höchstes Beratungsgremium – und stößt auf Widerstand. Die Laienvertretung des Erzbistums kritisiert, dass unliebsame Meinungen aus dem Gremium herausgehalten werden sollen.
Köln – Zwischen der Vertretung der katholischen Laien im Erzbistum Köln und Kardinal Rainer Maria Woelki bahnt sich ein neuer Konflikt an. Grund ist die von Woelki beschlossene neue Zusammensetzung seines obersten Beratungsgremiums, des Diözesanpastoralrats. Die Laienvertretung, der Diözesanrat der Katholiken, kritisierte am Dienstagabend in Köln, dass etablierte Strukturen mutwillig zerstört würden.
Der Diözesanpastoralrat berät den Erzbischof in allen Fragen der Seelsorge. Ihm gehörten bislang bis zu 75 Mitglieder an, darunter 10 Personen aus dem gewählten Diözesanrat. Weiter wirkten in dem Gremium neben den Führungskräften der Erzdiözese die 15 Stadt- und Kreisdechanten und jeweils vier bis sechs Vertreter der Berufsgruppen (Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten) mit. Künftig soll es nur noch 51 Mitglieder geben und die einzelnen Gruppen einschließlich des Diözesanrats lediglich noch jeweils zwei Vertreter entsenden. Darüber hinaus sollen 18 Laien, also Katholiken ohne Weiheamt, per Losverfahren als Mitglieder bestimmt werden. Interessenten dafür müssen sich vorher bewerben.
„Wir halten die angekündigte Veränderung in der Besetzung des Diözesanpastoralrates für einen vorgeschobenen und geschönten Beteiligungsprozess, um unliebsame Meinungen und Personen aus dem Gremium herauszuhalten“, so der Diözesanrat. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Themen in dem Gremium kontrovers diskutiert, etwa die durch die Missbrauchsaufarbeitung ausgelöste Vertrauenskrise im Erzbistum oder der von Woelki vorangetriebene Aufbau der bistumseigenen Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT). Phasenweise moderierte ein externer Berater die Sitzungen. Höhepunkt des Konflikts war der Boykott einer Sondersitzung im September 2022 durch zahlreiche Mitglieder und eine damit verbundene Beschlussunfähigkeit.
Der Diözesanrat kritisierte, dass mit ihm die Neuerungen für das Gremium nicht abgestimmt worden seien. „Das ist weder demokratisch noch synodal und bewirkt bei den engagierten Gläubigen das vollständige Gegenteil; es führt zu noch mehr Vertrauensverlust.“
Das Erzbistum hatte die Reform in der vergangenen Woche vorgestellt. „Mit dem Auslaufen der aktuellen Amtszeit ist die Zeit reif, den Diözesanpastoralrat weiterzuentwickeln“, erklärte Woelki. Dabei flössen die Erfahrungen der von Papst Franziskus gestarteten Weltsynode und aus Bürgerräten in der Zivilgesellschaft mit ein.
Laut dem Kirchenrechtler Thomas Schüller bleibt der Diözesanpastoralrat ein reines Beratungsgremium, an dessen Voten der Erzbischof nicht gebunden ist. „Innovativ wäre eine Selbstbindung, die augenscheinlich nicht erwünscht ist.“ Die Verlosung der 18 Plätze soll laut Erzbistum im Herbst stattfinden. Die konstituierende Sitzung des neuen Rats ist für November geplant.