Studie: Mehr als jeder Dritte findet Blaumachen in Ordnung

Mehr als jeder zweite Deutsche (55 Prozent) fühlt sich einer Umfrage des Hamburger Pinktum Institute zufolge heute erschöpfter als noch vor drei Jahren.
Studie: Mehr als jeder Dritte findet Blaumachen in Ordnung

Symbolbild von Kevin Seibel auf Pixabay

Mehr als jeder zweite Deutsche (55 Prozent) fühlt sich einer Umfrage des Hamburger Pinktum Institute zufolge heute erschöpfter als noch vor drei Jahren. Vor allem Frauen fühlen sich „generell erschöpft“ (59 Prozent), bei Männern sind es 39 Prozent, wie aus der repräsentativen Erhebung vom Mai dieses Jahrs hervorgeht. Die Kraftlosigkeit hat demnach auch einen starken Einfluss auf Krankmeldungen.

Mehr als jeder Dritte (34 Prozent) lässt sich laut Studie schneller krankschreiben als früher. Knapp 40 Prozent der Befragten finden es „okay, mal krankzumachen“, obwohl man arbeiten könnte. Tatsächlich blau machen vor allem Führungskräfte (50 Prozent) und Männer (46 Prozent), während Frauen (30 Prozent) und Nicht-Führungskräfte (27 Prozent) dies seltener tun. Jeder dritte Beschäftigte gibt an, heute eher bereit zu sein, sich auch bei leichtem Unwohlsein krankschreiben zu lassen als früher.

Unzufriedenheit und leichter Zugang

Der Krankenstand lag im vergangenen Jahr in Deutschland zum zweiten Mal in Folge auf Rekordniveau. Nach Auswertung der Krankenkasse DAK Gesundheit hat 2023 jeder Beschäftigte im Schnitt 20 Tage krankheitsbedingt gefehlt. Das waren 13 Prozent mehr Krankschreibungen als noch im Vorjahr. Die DAK führte den Höchststand vor allem auf Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Grippe zurück. Auch Fehltage wegen psychischen Erkrankungen sind demnach häufiger geworden.

Der Umfrage des Instituts zufolge spielen eine Unzufriedenheit mit der eigenen beruflichen Tätigkeit sowie der leichte Zugang zu Krankschreibungen eine Rolle bei den vermehrten Krankmeldungen. So findet es fast jeder zweite „einfach“ (45 Prozent), eine Krankschreibung auch dann zu erhalten, wenn man nicht wirklich krank ist. Ähnlich viele (47 Prozent) erklärten, dass es im Homeoffice viel leichter sei, auch mal einen Tag krankzumachen.

60 Prozent arbeiten trotz Krankheit

Dabei glaubt etwa jeder Vierte, dass es kaum einen Unterschied macht, ob er oder sie arbeitet oder nicht. 43 Prozent empfinden ihren Arbeitseinsatz laut Umfrage außerdem als „wenig wertgeschätzt“. Ähnlich viele finden es zudem angesichts ihres Verdienstes in Ordnung, gelegentlich blauzumachen.

Die Erhebung „Heute bin krank“ zeigt aber auch eine andere Seite der Medaille: So gab mehr als jeder zweite Befragte (59 Prozent) an, auch dann zur Arbeit zu gehen, wenn er eigentlich krank zu Hause bleiben sollte. Eine große Mehrheit (86 Prozent) tut dies aus dem Gefühl heraus, gebraucht zu werden; 82 Prozent wollen ihre Kollegen nicht hängen lassen. Laut Umfrage spielen aber auch Druck und Ängste eine Rolle: Jeder Dritte scheut demnach den Druck des Vorgesetzten; wiederum vier von zehn Beschäftigten bangen um den Verlust des Jobs und gehen deswegen auch angeschlagen zur Arbeit.

kna