Gedenktag: Weihbischof Heinrich fordert kritische Erinnerung

Am heutigen Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma wurde in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau der 500.000 ermordeten Sinti und Roma gedacht.
Gedenktag: Weihbischof Heinrich fordert kritische Erinnerung

(Foto: pixabay)

Der 2. August wurde im Jahr 2015 vom Europaparlament zum Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma erklärt. Am 2. August 1944 ermordete die SS die letzten ca. 4.300 Häftlinge – Männer, Frauen und Kinder – des sogenannten „Zigeunerlagers“ in Auschwitz-Birkenau. Diese Mordaktion stellt den Höhepunkt der systematischen Verfolgung der europäischen Sinti und Roma durch den Nationalsozialismus dar. Man geht davon aus, dass dem Völkermord des NS-Regimes in Europa insgesamt bis zu 500.000 Sinti und Roma zum Opfer fielen.

Aus diesem Anlass erinnert die Staatliche Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau gemeinsam mit Vertretern der Minderheit an den 80. Jahrestag der Ermordung der letzten ca. 4.300 Sinti und Roma im dortigen NS‑Konzentrationslager. Wie die Deutsche Bischofskonferenz mitteilte nahm der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich an der Gedenkveranstaltung teil und legte als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz einen Kranz nieder. Er ist deren Beauftragter für die Seelsorge für Roma, Sinti und verwandte Gruppen.

„Es ist uns ein großes Anliegen, den Opfern des Völkermords an den europäischen Sinti und Roma ein ehrendes Gedenken zu bewahren. Die Solidarität mit den Überlebenden und ihren Nachkommen ist umso wichtiger, als menschenfeindlicher Hass in Form von Antiziganismus und Rassismus sich aktuell wieder verstärkt in unserer Gesellschaft ausbreitet“, so Weihbischof Heinrich. Die jahrzehntelange Nichtbeachtung der systematischen Verfolgung und des Genozids an Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus gründe in einem auch nach 1945 fortbestehenden Antiziganismus.

„Die Tatsache, dass wir heute hier gemeinsam stehen und der Schicksale von Zigtausenden Angehörigen der Minderheit gedenken, ist ein Zeichen der Ermutigung und Hoffnung, dass jahrhundertealte Diskriminierung überwunden werden kann“, erklärte Weihbischof Heinrich. „Als Deutsche haben wir dabei eine besondere Aufgabe. Aus Verantwortung für die Menschen in der Gegenwart und für die Gestaltung der Zukunft brauchen wir die kritische Erinnerung, die auch die Verstrickung von Teilen der Kirche miteinschließt“, so Heinrich weiter.

Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte in ihrer Mitteilung an, mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma ein wissenschaftliches Symposium zum Verhältnis der katholischen Kirche in Deutschland zu den Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus sowie in der Nachkriegszeit vorzubereiten.