Kinderrechte und KI – Kinder und Jugendliche reden mit

Beim Kinder- und Jugendkongress in der Fürstin-Franziska-Christine Stiftung  diskutierten Kinder, Jugendliche und Erwachsene über Kinderrechte Künstliche Intelligenz.
Kinderrechte und KI – Kinder und Jugendliche reden mit

Mit Stolz tragen die jungen und erwachsenen Mitglieder des Kinder- und Jugendparlaments (KiJuPa) des Kinder- und Jugendhauses St. Elisabeth in Gelsenkirchen ein eigenes T-Shirt als Erkennungszeichen. Schon seit 2010 gibt es hier das KiJuPa als Instrument der Mitbestimmung. Foto: Caritas | Nicola van Bonn

Essen – „Es macht mir Spaß, die Wünsche der Kinder ins Kinder- und Jugendparlament mitzunehmen und zu vertreten“, sagt Benita selbstbewusst. Die 12-Jährige aus Gelsenkirchen präsentiert gemeinsam mit ihrer Erzieherin den Workshop zum Thema „Kinderrechte“ beim Kinder- und Jugendkongress der katholischen Kinderheime im Bistum Essen. Rund 50 Kinder und Jugendliche und 20 erwachsene Begleitpersonen haben sich am Samstag, 14. September in der Fürstin-Franziska-Christine Stiftung in Essen-Steele versammelt, um gemeinsam an Themen zu arbeiten, die den Kindern und Jugendlichen am Herzen liegen.

Mit Kinderrechten kennen sich die Jugendlichen schon gut aus. Denn sie sind als gewählte Sprecherinnen und Sprecher ihrer Gruppen in den Kongress entsendet worden. „Wir haben ein Kinderteam, das sich regelmäßig trifft und die Probleme bespricht“, berichtet Luisa, „darüber gibt es ein Protokoll und das besprechen wir dann einmal im Monat mit dem Erwachsenenteam. Die Lösungen tragen wir zurück in die Gruppe.“ Ob das nicht viel zu laut sei, will ein Junge wissen. „Nein“, entgegnet Luisa selbstbewusst, „Redewächter achten auf die Einhaltung der Gesprächsregeln.“

Ombudsleute helfen bei Konflikten

Alle bestätigen, dass sie Regeln in ihren Gruppen mitbestimmen können und ihre Meinung gehört wird. Aber was tun, wenn die eigenen Rechte nicht geachtet werden? Wenn weder die Erziehenden, noch Heimleitung, Vormund, Lehrer, Sozialarbeiter oder Jugendamt weiterhelfen? Wenn alle Beschwerdemöglichkeiten versagen? „Dann kommen wir ins Spiel“, sagt Hubert Perschke. Der Sozialarbeiter im Ruhestand arbeitet ehrenamtlich bei der Ombudschaft Jugendhilfe NRW. Seine Kollegin Ursula Bolg erklärt, worin die Aufgabe einer Ombudsperson besteht: „Wir sind keine Rechtsanwälte. Unser Ziel ist es, bei Konflikten eine gute Lösung zu finden, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Dabei gehe es nicht um Alltagskonflikte, sondern um grundsätzliche Fragen, wie etwa die Beteiligung von Kindern an ihrem individuellen Hilfeplan, der beschreibt, welche Hilfen zur Erziehung umgesetzt werden.

Die Jugendlichen im Raum hören aufmerksam zu, stellen Fragen und berichten von ihren eigenen Erfahrungen. Der Austausch ist von gegenseitigem Interesse und Respekt geprägt. Was sie hier und heute erfahren, werden sie mit nach Hause und nehmen und in ihren Gruppen darüber berichten.

 Chancen und Risiken der KI

Drei weitere Workshop-Themen haben die Jugendlichen im Vorfeld mit den Erzieherinnen und Erziehern vorbereitet, darunter auch das Thema „Risiken und Chancen der Künstlichen Intelligenz“. Noah aus Duisburg ist quasi schon Experte. Die Präsentation habe er mit Unterstützung einer Künstlichen Intelligenz (KI) geschrieben, verrät er. Der 15-Jährige erklärt die Funktionsweise einer KI, mit der man Musik kreieren kann. Kurzerhand dichtet die Gruppe ein paar Zeilen zum Kinder- und Jugendkongress und lässt die KI daraus einen Musiktitel machen. Die Begeisterung über das Ergebnis ist groß.

Zum Abschluss zeigt Noah noch, wie die Präsentationssoftware zu bedienen ist. „Machen das Roboter?“, will ein Mädchen wissen. „Nein, das haben Menschen programmiert. Und durch die Fragen, die wir stellen, entwickelt sich das Programm weiter“, erklärt Noah. Vor allem sei es wichtig, präzise zu fragen, damit die KI auch die richtigen Antworten gebe. Es gibt auch kritische Stimmen: Wo bleibt denn der Mensch, wenn die KI alles macht? Verliert man da nicht die Kontrolle? Gerne hätte sich Noah auch einen anderen Workshop angeschaut, aber schließlich dürfe er selbst einen leiten und sei damit sehr zufrieden, sagt er.

Den Kinder- und Jugendkongress gibt es bereits seit 2017. Dass er auch nach der durch Corona bedingten Pause nicht „eingeschlafen“ sei, sei der ausdrückliche Wunsch der Kinder gewesen, berichtet Gunnar Brock, Leiter des St. Barbara Kinderheims in Duisburg. „Nur so kann Jugendhilfe wirksam sein, wenn die Kinder und Jugendlichen Anerkennung und Zustimmung finden.“ Jeremy aus Gelsenkirchen jedenfalls hat es wieder richtig gut gefallen. Der 12-Jährige will auch nächstes Mal wieder dabei sein, „weil es immer wieder ein neues Thema gibt“.

Nicola van Bonn

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