Der frühere Kölner Generalvikar Norbert Feldhoff amtierte fast 30 Jahre lang. Seine beiden jüngsten Nachfolger kommen nun gerade mal auf drei. Über die Gründe ist nur hinter vorgehaltener Hand etwas zu erfahren.
Die mitgliederstärkste katholische Diözese in Deutschland erlebt turbulente Zeiten. Im Erzbistum Köln steht nach nur drei Jahren ein Wechsel im Amt des Generalvikars an. Dominik Meiering soll auf Wunsch von Kardinal Rainer Maria Woelki Ende April seinen Job als Verwaltungschef abgeben und wieder in die Seelsorge wechseln. Immerhin hat ihm der Erzbischof eine herausragende Stelle angeboten – an der Spitze des aus insgesamt sechs Kölner Innenstadt-Pfarreien bestehenden neu definierten „Sendungsraums Köln-Mitte“. Drei dieser Pfarreien soll Meiering selbst leiten und den gesamten Verbund moderieren – ein wichtiges Experiment mit Blick auf die Zukunft.
Für das Kölner Erzbistum mit knapp zwei Millionen Mitgliedern ist die Art und Weise des Wechsels überraschend, wie der Vorsitzende des Diözesanrates, Tim O. Kurzbach, betont. Ungewöhnlich findet er vor allem die Tatsache, dass noch kein Nachfolger benannt ist. Schon die zweite Leerstelle in der Führungsetage nach dem Abgang von Kommunikationsdirektor Ansgar Mayer zum Jahresende, dessen Stelle weiter vakant ist. Die Amtszeiten früherer Generalvikare waren deutlich länger. Der legendäre Norbert Feldhoff amtierte 29 Jahre lang und war „alter ego“ von gleich zwei Kardinälen: Joseph Höffner und Joachim Meisner. Dominikus Schwaderlapp war unter Meisner acht Jahre lang Stellvertreter des Erzbischofs, bevor er zum Kölner Weihbischof befördert wurde. Sein Nachfolger Stefan Heße führte die Bistumsverwaltung mit rund 500 Mitarbeitern wie Meiering auch nur drei Jahre lang. Der Geistliche, der noch unter Meisner anfing, wurde Anfang 2015, wenige Monate nach Woelkis Amtsantritt, zum Hamburger Erzbischof ernannt.
Während seine Amtsvorgänger in der Bistumsverwaltung groß geworden waren, übernahm Meiering als Seiteneinsteiger die Leitung des Generalvikariats. Der vielseitig interessierte Theologe, der auch in Kunstgeschichte promoviert ist, hatte das jugendpastorale Zentrum „Crux“ in der Kölner Südstadt aufgebaut und sich dort einen Namen gemacht. Auf diese Erfahrungen in der Seelsorge kann er in seiner neuen Aufgabe anknüpfen. Kurz nach Bekanntgabe des Wechsels blickte Meiering im Interview des Kölner domradios vor allem auf die neue Herausforderung im historischen Umfeld mit seinen zahlreichen romanischen Kirchen, in der „Herzkammer unseres Erzbistums“. Der Rückblick fiel dagegen kürzer und vergleichsweise nüchtern aus.
Als Bilanz seiner Arbeit nannte Meiering die Neuordnung der Gremien, darunter den Diözesanpastoralrat, den Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat sowie den Vermögensrat. Auf seine Fahnen schrieb er sich auch die Förderung des ehrenamtlichen Engagements, die Beauftragung von Laien für den Beerdigungsdienst oder die Planung für einen Bildungscampus in Köln-Kalk. Über die Gründe des Amtswechsels wurde nichts mitgeteilt. Insider sind aber nicht überrascht. Zum einen heißt es, Meiering sei doch eher ein charismatischer Seelsorger als ein gewiefter Verwaltungsexperte. Zum zweiten gebe es zwischen Woelki und Meiering unterschiedliche Auffassungen über den „Pastoralen Zukunftsweg“ angesichts des Priestermangels. Weiter wird hinter vorgehaltener Hand auch von „Kompetenzgerangel“ zwischen den regulären Hauptabteilungsleitern des Generalvikariats und einzelnen, unmittelbar dem Erzbischof unterstellten Führungskräften gesprochen.
Kritik am „Pastoralen Zukunftsweg“ kommt auch von der Kirchenbasis: Kurzbach etwa mahnt an, dass dringend darüber entschieden werden müsse, wie die vielbeschworene „Mitverantwortung der Laien“ genau aussehen soll. Auch der Katholikenausschuss der Stadt Köln kritisiert in einem jüngst veröffentlichten „Herdenbrief“, dass Woelki bei seinen Planungen zu wenig konkret sei und die Gemeinden und Seelsorgebereiche auf ihrem Weg weitgehend alleinlasse. Die Pläne für den neuen „Sendungsraum Köln-Mitte“ verstärkten zudem den Eindruck, „dass die Bildung von immer größeren Einheiten vorrangiges Kennzeichen des pastoralen Zukunftsweges ist“. Den Katholikenausschuss hätten zu diesem Vorhaben Reaktionen erreicht, die „heftig, kritisch und voller Sorge“ sind. Erneut also keine einfachen Startbedingungen für Meiering. Und viele offene Baustellen für seinen Nachfolger als Generalvikar.