Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht den geplanten „synodalen Weg“ zur Erneuerung der Kirche in Deutschland skeptisch. Der Erzbischof bekundete in der Kölner „Kirchenzeitung“ (Freitag) die Befürchtung, dass dieser Weg „große Gefahren in sich birgt – vor allem mit Blick auf eine Spaltung innerhalb der deutschen Kirche“. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) widersprach der Einschätzung.
Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals hatten die deutschen katholischen Bischöfe im Frühjahr einen „verbindlichen synodalen Weg“ zur Erneuerung der Kirche mit großer Mehrheit beschlossen. Beraten werden sollen dabei ab Dezember die Themen Macht, Sexualmoral, priesterliche Lebensform und die Rolle der Frau in der Kirche.
Woelki äußerte sich nach einer USA-Reise. In vielen Begegnungen dort sei die Sorge vor einem deutschen Sonderweg zu spüren gewesen, „dass wir schlimmstenfalls sogar die Gemeinschaft mit der Universalkirche aufs Spiel setzen und zu einer deutschen Nationalkirche werden“, so der Kardinal. „Das kann niemand wollen, und wir sollten die Warnung sehr ernst nehmen.“ Viele Gesprächspartner hätten den Kopf darüber geschüttelt, „dass wir in Deutschland bereit scheinen, das uns anvertraute Glaubensgut mutwillig zu verändern, weil es lautstark von uns gefordert wird“.
In den vergangenen Monaten haben katholische Frauenverbände und die Protestbewegung Maria 2.0 für eine „geschlechtergerechte Kirche“ und den Zugang von Frauen zu den Weiheämtern demonstriert. Mehrere Theologen und katholische Meinungsführer forderten eine Priesterweihe für verheiratete Männer und eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.
ZdK-Präsident Thomas Sternberg wies den Spaltungs-Vorwurf zurück. „Wir leben selbstverständlich in einer Weltkirche, und niemand strebt etwas anderes an“, sagte er dem Internet-Portal Kirche-und-Leben.de aus Münster. Die Priesterweihe von Frauen müsse endlich offen diskutiert werden. „Aber niemand wird ernsthaft glauben, dass ab nächstem Jahr Frauen zu Priestern geweiht werden.“ Das sei ein Prozess. Zudem gehe es auch um andere Fragen, etwa warum ausgebildete Theologinnen nicht in der Messfeier predigen dürfen.
Woelki verwies auf den Brief von Papst Franziskus an die deutschen Katholiken. Darin habe er sie Ende Juni eindeutig darum gebeten, in der Einheit mit der Universalkirche zu bleiben. Der Erzbischof berichtete von kirchlichen Aufbrüchen in den USA und Ordensgemeinschaften mit vielen jungen Menschen. Die „Herzmitte“ sei überall die Entscheidung, das Sakramentale ins Zentrum der Seelsorge und des Gemeindeaufbaus zu stellen. Messfeiern werktags und sonntags oder die eucharistische Anbetung seien „Essentials im Leben der Gemeinden, der Schulen und der Hochschulen“, sagte der Erzbischof.
In den USA ist die katholische Kirche mit rund 77 Millionen Mitgliedern und 197 Bistümern die größte Konfession. Viele amerikanische Bischöfe lehnen Kirchenreformen nach liberal-protestantischem Vorbild ab.
kna