Der brasilianische Klimaforscher und Friedensnobelpreisträger Carlos Afonso Nobre hat weltweit dringendes Handeln zum Klimaschutz gefordert. „Vielleicht bleiben uns noch 15 bis 20 Jahre, um die Treibhausemissionen zu reduzieren und die große Klimakrise zu vermeiden“, sagte Nobre am Mittwoch vor Journalisten im Vatikan. Dort nimmt er als geladener Experte an der Amazonas-Synode teil, die am Sonntag begann. Bei dem Bischofstreffen (6.-27. Oktober) geht es auch um Umweltfragen.
Die Amazonas-Region habe als „ökologisches Herz“ des Planeten auch großen Einfluss auf den Klimawandel. Diesen zu leugnen, bezeichnete der Brasilianer als „eine der größten Bedrohungen“ der Welt. Es sei nicht mehr weit bis zum Erreichen eines „point of no return“. Nobre forderte auch die Wissenschaft auf, Lösungsvorschläge zu machen. Dabei berichtete er über ein zehnseitiges Dossier, das mehrere Forscher anlässlich der Amazonas-Synode erstellt haben.
Unter anderem warb der Brasilianer für ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell, das auch den indigenen Völkern in der Amazonas-Region zu Gute komme. Die Bischofssynode zu Amazonien bezeichnete er als „sehr hilfreich“, um die Menschen daran zu erinnern, dass sie ihr Leben ändern müssten, wie dies auch Papst Franziskus in seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ (2015) fordert.
Ima Celia Guimares Vieira, Mitglied des nationalen brasilianischen Umweltrates CONAMA und ebenfalls als Expertin der Synode geladen, rief zum Erhalt der Artenvielfalt in Amazonien auf. Besonders erwähnte sie auch den Schutz jener Völker, die in freiwilliger Isolation leben. Ihre Gebiete müssten respektiert werden.
Bei der Amazonas-Synode im Vatikan haben Redner am Mittwochvormittag erneut eine stärkere Beteiligung von Laien gefordert. Dabei müsse auch „über neue Dienste“ nachgedacht werden, „die besser auf die Bedürfnisse der amazonischen Völker eingehen“, heißt es in einer Mitteilung des vatikanischen Presseamtes. In einem Redebeitrag wurde demnach die Idee eines Laien-Dienstes eigens für Frauen angeregt, der der Verkündigung des Evangeliums dienen soll.
Weil die katholische Kirche von den Menschen oft sehr weit entfernt sei, stießen neue evangelikale Gemeinschaften in dieses Vakuum vor, beklagten andere Synodenmitglieder. Gleichwohl müsse der ökumenische und interreligiöse Dialog aufrechterhalten werden.
Erneut forderten Synodenväter mehr Anstrengungen bei der Inkulturation der christlichen Botschaft in das Leben der Amazonas-Völker. Dies sei auch ein klarer Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Von den Bischöfen sei besondere Aufmerksamkeit und kritische Unterscheidung verlangt, um keine Lösung von vornherein auszuschließen. Dies gilt der Erklärung zufolge auch für die Weihe verheirateter Männer.
Ein drittes Themenfeld umfasste demnach die fortschreitende Zerstörung Amazoniens. Schuld daran sind mehreren Redebeiträgen zufolge das „Modell kapitalistischer Entwicklung, das die Natur auffrisst“, Waldbrände, Korruption, Abholzung und illegaler Anbau.
Wie schon an den Vortagen gab es bei der Synode bislang nur jeweils vierminütige Redebeiträge ohne Rückfragen oder Diskussion. Kleingruppen nach Sprachen geordnet sollen ab Donnerstag ihre Arbeit aufnehmen. Unterbrochen wurden die Statements nur von vierminütigen Schweigepausen, um über das Gehörte nachdenken zu können. Diese Reflexionsmethode hatte Papst Franziskus im vergangenen Jahr bei der Jugendsynode eingeführt.