Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer sieht in der Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus einen „Schlüsseltext der neueren Papstgeschichte“. Kein Text eines Papstes sei in den vergangenen 40 Jahren außerhalb der Kirche so stark rezipiert und wertgeschätzt worden, sagte Wilmer der Zeitung „Die Tagespost“ (Donnerstag). Offenbar habe Franziskus mit dem Lehrschreiben von 2015 „einen Ton getroffen, der die Welt in Schwingung bringt und viele Menschen beflügelt und begeistert“, so der Ordensmann.
Zur Kritik etwa von Wissenschaftlern, die die These vom menschengemachten Klimawandel ablehnen, sagte Wilmer: „Immer, wenn sich die Kirche einmischt in die Belange der Menschen, erhält sie nicht nur Zustimmung.“ Eine „Dynamik des Unterschiedlichen“ gehöre zur kirchlichen Verkündigung dazu. Der Hildesheimer Bischof wörtlich: „Ich bin immer dann skeptisch, wenn Lösungen einfach sind. Es ist gut, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, auch wenn wir als Kirche nicht die Patentlösung haben.“
„Laudato si“ gilt als die erste päpstliche Umwelt-Enzyklika. Das Schreiben ist aber auch eine „grüne Sozialenzyklika“, denn Franziskus vertritt darin eine „ganzheitliche Ökologie“ aus der Sicht der Ärmsten. Aus Sicht von Franziskus kann man über Umweltschutz nicht sprechen, ohne soziale Gerechtigkeit, das globale Wirtschaftssystem, die Flüchtlingsproblematik und die Menschenrechte in den Blick zu nehmen.