Historiker Blaschke lobt Wort der Bischöfe zum Zweiten Weltkrieg

n ihrer Erklärung zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren haben die deutschen katholischen Bischöfe nach Ansicht des Münsteraner Historikers Olaf Blaschke klare Worte gefunden. Die Verfasser wüssten um eine „jahrzehntelange entschuldigende Tendenz in der katholischen Kirche“ und scheuten sich nicht, Verfehlungen zu benennen, sagte Blaschke am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Prof. Dr. Olaf Blaschke (Foto: privat) Prof. Dr. Olaf Blaschke (Foto: privat)

Katholische Kirche in Deutschland war Teil der Kriegsgesellschaft

Allerdings werde dies erst ab Mitte des 23-seitigen Dokuments deutlich. Bei aller hinlänglich bekannten Distanz „war die katholische Kirche in Deutschland Teil der Kriegsgesellschaft“, zitiert Blaschke aus dem Wort der Bischöfe. „Das ist fürwahr deutlich vorgetragen.“Zugleich sei das Papier vor einer „ahistorischen Moralisierung“ gefeit. „Vielmehr sieht es die Notwendigkeit, die historischen Umstände zu erläutern: die damalige Überzeugung, die staatliche Gewalt ginge von Gott aus, die Lehre vom gerechten Krieg, das nationale Denken und der Antibolschewismus, den schon Wolfgang Böckenförde 1961 als Schnittstelle zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus identifizierte.“

Blaschke: „Oberhirten als ganz normale Kirchenmänner“

Insgesamt entspreche das Dokument einer seit langem zu beobachtenden Tendenz der Geschichtsforschung, die Täterforschung auf „ganz normale Männern“ auszuweiten, fasste Blaschke zusammen. „Jetzt erweisen sich auch die Oberhirten als ganz normale Kirchenmänner, die sich nicht mehr einmütig mit dem Opfer- und Widerstandsnarrativ schmücken können, sondern die ‚eigenen Verstrickungen‘ einräumen, wenn sie auch in ihrem historischen Kontext zu interpretieren sind.“

Zu Blaschkes Forschungsschwerpunkten gehören Religion in der Neueren und Neuesten Geschichte sowie Antisemitismus. 2014 erschien sein Buch „Die Kirchen und der Nationalsozialismus“.

kna