München – Der katholische Pfarrer und Bestseller-Autor Rainer Maria Schießler aus München rechnet damit, dass der Trend der Kirchenaustritte weiter anhalten wird. Das dürfte massiv in den Städten der Fall sein, aber auch die Landpastoral werde die Abkehr spüren, sagte Schießler der Münchner „Abendzeitung“ (Dienstag). Diese Entwicklung sei für ihn aber eher ein Anlass zum Aufbruch als zur Resignation. „Jetzt gilt es, zu zeigen, dass Kirche nichts als Heimat sein will, die jedem offen steht, nicht mehr und nicht weniger.“
Dazu müsse die Kirche alle Gelegenheiten nützen, bei Sakramentenspendungen wie Taufe, Hochzeit und Beerdigungen, so der Pfarrer. Auch bei öffentlichen Anlässen und auf der Straße solle sie präsent sein. In diesem Zusammenhang zitierte Schießler den früheren Bischof von Evreux in Frankreich, Jacques Gaillot: „Suchst Du Gott und die Kirche, suche sie am Straßenrand, dort schlägt Gottes Herz ganz knapp über dem Straßenpflaster.“
Eher Anlass zum Aufbruch als zur Resignation
Zugleich riet der Pfarrer dazu, auf den Anfang der Jesus-Bewegung zu schauen. Damals seien Menschen mit Jesus einfach mitgegangen, seien fasziniert gewesen von seinen Worten und seinem Umgang. „So müssen wir auch heute uns aufstellen: Menschen einladen, auf sie zugehen und nicht warten, bis sie kommen; unser Umgang muss einladend die Lebenswirklichkeit der Menschen treffen.“
Die Gottesdienste müssten offen sein und nicht exklusiv, die Sprache klar und verständlich, die Riten nachvollziehbar und die Lehrinhalte den Zeitgeist ansprechen etwa in der Sexualmoral, findet Schießler. Keinesfalls sei die systematische Ausgrenzung von Menschen weiblichen Geschlechts und anderer sexueller Orientierung heute noch hinnehmbar: „Vielleicht nimmt man uns dann wieder ernst!“